In Visegrad werden systematische Vergewaltigungen und sexualisierte Gewalt verdrängt. Doch Initiativen erinnern an die Schrecken des Bosnien-Krieges.
Stand: 10.07.2025, 23:06 Uhr
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In Visegrad werden systematische Vergewaltigungen und sexualisierte Gewalt verdrängt. Doch Initiativen erinnern an die Schrecken des Bosnien-Krieges.
Visegrad – Ein drückend heißer Sommertag in Visegrad. Das Wasser in der Drina ist fast versiegt. Souvenirläden säumen die Straßen der kleinen Stadt im Osten von Bosnien und Herzegowina. An einer Hauswand wirbt ein großes Plakat für „Vilina Vlas”, ein Spa-Hotel wenige Kilometer vor der Innenstadt. Mit Konferenzsälen, einer grün bewachsenen Terrasse und einem türkischen Hamam.
An die düstere Vergangenheit des Hotels erinnert in Visegrad nichts. In der Vilina Vlas wurden während des Bosnien-Krieges Hunderte Frauen eingesperrt, misshandelt und systematisch vergewaltigt. „Einigen gelang es, aus dem Fenster zu springen und sich selbst zu töten“, berichtete später die Überlebende Bakira Hasecic.
Im April 1992, zu Kriegsbeginn, drang der örtliche Polizeichef mit 15 weiteren Männern in Hasecics Haus ein und vergewaltigte sie und ihre älteste Tochter. Später überlebte sie die Vilina Vlas und wurde eine der wichtigsten Zeuginnen sexualisierter Kriegsgewalt.
Jetzt, an diesem heißen Sommertag, reist Bakira Hasecic aus Sarajevo in ihr altes Zuhause, nach Visegrad. Hier gedenkt ihre Initiative “Frauen – Opfer des Krieges” (Zena — zrtva rata) der “lebenden Scheiterhaufen”, wie ein weiteres Visegrader Kriegsverbrechen genannt wird. Auf einem staubigen Berg oberhalb der Stadt, mit Sicht auf sanfte Hügellandschaften, sperrten serbische Täter 1992 siebzig Zivilistinnen und Zivilisten in ein Haus und verbrannten sie.
Das Gebäude ist wieder aufgebaut und beherbergt einen Gedenkraum — initiiert nicht von der Stadt, sondern von Angehörigen und der Nachbarschaft. Niemand soll vergessen, wer für das Verbrechen verantwortlich ist. Deshalb klebt ein Poster mit dem Foto des bislang einzigen identifizierten Täters auf der unverputzten Außenwand: Milan Lukic. Es ist jener Kriegsverbrecher, der auch Bakira Hasecic vergewaltigte und zahlreiche Mädchen und Frauen in die Vilina Vlas verschleppte.
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