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Queerer Aktivist Miranda aus Mosambik: „Mein Körper gehört mir“

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Choreograf Yuck Miranda über LGBT-Aktivismus in Mosambik, in ganz Afrika und seine Hoffnung auf Veränderungen. Ein Interview von Fabian Scheuermann
Stand: 16.11.2025, 19:10 Uhr
Von: Fabian Scheuermann
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Choreograf Yuck Miranda über LGBT-Aktivismus in Mosambik, in ganz Afrika und seine Hoffnung auf Veränderungen. Ein Interview von Fabian Scheuermann
Ein milder Abend im Frankfurter Westend. Yuck Miranda nimmt sich am Tag nach einer seiner Tanzaufführungen Zeit für ein Gespräch auf einer Parkbank. Ein Theatermitarbeiter, der Portugiesisch und Englisch spricht, übersetzt.
Einer Umfrage von 2021 zufolge liegt Mosambik beim Thema „Toleranz gleichgeschlechtlicher Beziehungen“ im kontinentalen Vergleich recht weit vorn – auf Platz fünf von 34 untersuchten afrikanischen Ländern. Die Hälfte der Befragten gab demnach an, homosexuelle Beziehungen zu tolerieren. Spiegelt das Ihre Lebensrealität wider?
Ja, ich habe den Eindruck, dass wir da in Mosambik ganz klar in einer privilegierten Situation sind, wenn man es mit der Lage in vielen anderen afrikanischen Ländern vergleicht. Aber den Begriff „Toleranz“ muss ich hinterfragen. Wovon reden wir da? Und wo liegen die Grenzen der Toleranz? Auch in Mosambik zum Beispiel ist es ein Teil der Realität, dass queere Menschen von der Mehrheitsgesellschaft irgendwie als antagonistisch angesehen werden. Auf der anderen Seite gibt es LGBT-Aktivist:innen, die sich sehr bemühen, an ganz verschiedenen Fronten in die Gesellschaft hineinzuwirken. Die machen da wirklich einen guten Job. Wir haben heute etwas mehr Vielfalt als in der Vergangenheit. Auch wegen des Drucks der Aktivist:innen, wegen der erhöhten Sichtbarkeit der Community.
Von welchen „Fronten“ sprechen Sie?
In der Vergangenheit ging es vielen der in dem Bereich Engagierten vor allem um das Thema Gesundheit, und da vor allem um Aids. Heute gibt es viele unterschiedliche Fronten, an denen wir uns in Mosambik engagieren. Zum Beispiel am Arbeitsplatz, wo es um Empowerment geht. Es gibt auch LGBT-Frauen und Transpersonen, die sich engagieren. Oder man bringt sich – so wie ich – im Bereich der Kunst ein. Ich nutze Kunst, um Diskussionen in Gang zu bringen. Um neuen Narrativen Raum zu geben.
Wie lautet denn das bisherige Narrativ?
Wer in Afrika an LGBT denkt, denkt oft immer noch an Krankheiten, vor allem an Aids. Das ist ein altes Narrativ. Wir versuchen, dieser simplen Erzählung etwas entgegenzusetzen.
Immer wieder kommt das Argument auf, Homosexualität sei „unafrikanisch” – etwas, das die westlichen Kolonialmächte auf den Kontinent gebracht hätten. Was entgegnen Sie denen, die so sprechen?
Man muss nur etwas tiefer in die Geschichte des Kontinents einsteigen, um zu sehen, dass natürlich auch hier schon immer queere Menschen existiert haben. Intellektuelle führen die Menschen bei dem Thema ganz bewusst in die Irre. Die Frage, die wir uns stellen sollten, ist die: Warum haben so viele afrikanische Staaten, als sie unabhängig wurden, einfach die homophoben, diskriminierenden europäischen Gesetze kopiert? Aber diese Analyse wollen die meisten Leute nicht machen.

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