Der mit allen Wassern gewaschene EU-Kommissionspräsident Juncker findet offenbar einen Weg, US-Präsident Trump zu erreichen. Ein Kommentar.
Dies kann man festhalten: Es hat alle überrascht. Dass Donald Trump und Jean-Claude Juncker es bereits bei diesem Treffen geschafft haben, die Eskalationsspirale im Handelsstreit zwischen den USA und der Europäischen Union zu unterbrechen und beide Seiten zurück an den Verhandlungstisch zu bringen. Denn das ist den beiden Präsidenten gelungen, und das ist ein großer Erfolg. Zumindest für den Moment.
Um zu sehen, warum das so wichtig ist, muss man sich die Alternative noch einmal bewusst machen, auf die sich viele eingestellt hatten. Ein echter Handelskrieg, bei dem Zug um Zug Zölle erhöht werden, erst auf Stahl, dann auf Whiskey, Jeans, Motorräder und Autos. Und das auf der Grundlage, dass man im ehemals engsten Partner eine Gefahr für die nationale Sicherheit erkannt haben wollte, weshalb der Austausch mit ihm ab- statt zunehmen müsse, und Produkte teurer und Jobs in andere Weltregionen abwandern würden. Das Worst-Case-Szenario war schon fast eingepreist, zusammen mit der Überzeugung, dass es niemand schafft, diesen US-Präsidenten davon zu überzeugen, dass sein Vorgehen falsch ist und am Ende auch seinem eigenen Land schadet. Denn die Unternehmen haben bereits angefangen, nach pragmatischen Lösungen für die neuen Umstände zu suchen – und produzieren lässt sich eben auch in China.
Der «Deal» ist erst einmal nur eine Atempause, der Beginn von Verhandlungen, nicht das Ergebnis. Trump ist unberechenbar, die Europäische Union kompliziert und voll unterschiedlicher Interessen.