Das wird doch nett. Endlich wieder ungestraft zu Hause bleiben, niemand, der ständig drängelt, man müsse endlich mal an die frische Luft, freut sich Hal Faber.
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. *** Die Vorbereitungen auf den «Lockdown Light» laufen, der Blick geht zurück in die gute alte Zeit. Wer sie noch nicht gekauft hat, könnte sich jetzt die c’t RETRO zum Schmökern holen oder auch online in den verfügbaren Artikeln lesen. Da geht es um vergessene Heimcomputer oder um niederträchtige, unfehlbare Rechenmaschinen. Auch das Fernsehen macht mit und öffnet mit Retro ein gut gefülltes Konservenlager. Da gibt es Gammler an der Gedächtniskirche zu sehen oder Elvis beim Landgang in Bremerhaven. Besonders das Stück «Die neue Eitelkeit des Mannes» mit dem neuen Typ Mann, der sich parfümiert, ganz wie der lässige James Bond, verkörpert vom großartigen Sean Connery. Rasende Reporter stellen Rechner und ihre BedienerInnen vor, denn die Digitalisierung der Smart Cities begann früh. Im Fernsehen erklärte der Computerpionier Alwin Walter exklusiv für SPD-Mitglieder, was es mit den Nullen und Einsen auf sich hat, mit denen die Rechner hantieren. So lernt man schnell und einfach, wie eine Binärzahl wie 1000001 in eine für unsere Hirne besser rechenbare Zahlendarstellung umgerechnet werden kann. *** 55-23=32 ist so eine einfache Rechnung. Während die Bundeskanzlerin die Maßnahmen «Lockdown Light» verkündete und rechtfertigte, setzte sich der Star-Mediziner und «Querdenker» Hendrik Streeck zusammen mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit einem Positionspapier von der Bundesregierung ab. Zur Veröffentlichung des Papiers hatten angeblich 55 Organisationen etwas unterschrieben, das vielleicht gut gemeint, aber sicher schlecht zu Ende gedacht war, ganz ohne bessere Ideen zu präsentieren. Am Ende des Tages waren es nur 32 Organisationen, die diese «gemeinsame Position von Wissenschaft und Ärzteschaft» unterzeichnet hatten. So macht man Wissenschaft suspekt und aus der kassenärztlichen Ärzteschaft eine um ihre Pfründe fürchtende Bimbesvereinigung mit sehr speziellen Retro-Anklängen. Rechnet man den Unfug hinzu, den der Präsident der Bundesärztekammer in einer Talkshow zum Besten gab, könnte man von einer Ärzte-Panik vor Corona sprechen: Die Einnahmen der Arztpraxen sind rückläufig. *** Zum «Lockdown Light» gehört es natürlich, dass an Halloween die große Ansteckungssause bis 23:30 für die lieben Kleinen gefeiert werden darf, weil es die Alten und Kranken bekanntlich nicht in einen Freizeitpark verschlägt, dass Friseure geöffnet haben und das Kopfhaar scheren dürfen, während Enthaarungen an den Beinen nicht stattfinden können, weil die Studios schließen müssen. Hotels und Gaststätten sind geschlossen, während die Schulen offen bleiben müssen. Immerhin haben Forscher erste brauchbare Lüftungssysteme mit Bauteilen aus dem Baumarkt entwickelt, nur die konkrete Bauanleitung fehlt noch. Insgesamt sind wir besser dran als Griechenland mit seiner Ausgangssperre oder Belgien mit dem Verbot von Knuffelkontakten zu mehr als einer Person.