Домой Deutschland Deutschland — in German Wahl in Georgien: Russische Exil-Metropole Tiflis schwebt zwischen Angst und Freiheit

Wahl in Georgien: Russische Exil-Metropole Tiflis schwebt zwischen Angst und Freiheit

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Von der trans Frau bis zum kritischen Journalisten finden in Tiflis viele Zuflucht. Ein Sieg der prorussischen Partei in Georgien würde sie gefährden.
Stand: 26.10.2024, 11:19 Uhr
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Von der trans Frau bis zum kritischen Journalisten finden in Tiflis viele Zuflucht. Ein Sieg der prorussischen Partei in Georgien würde sie gefährden.
Tiflis — Dari singt melodischen russischen Rock. „Wir leben in einer parallelen Welt. Hier sperrt man niemanden für einen Repost ein“, so geht der Text, sie spielt dazu Gitarre. „Hier wird niemand im Klo abgemurkst, hier jagt niemand mit Lastwagen Brücken in die Luft.“Dari Kem, 28, Transgenderfrau, kam Anfang Juni aus Rostow am Don nach Tiflis, eine von tausenden russischen Emigrant:innen in Georgien. Sie singt ihre Balladen über die eisige Finsternis in Russland in der Dro Bar, der Fix Bar oder der Biblioteka Lounge. Es sind Klubs in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Tiflis ist jetzt auch russische Exil-Metropole, Metropole der Ungewissheit, der Angst, aber auch der Freiheit.
Die Georgier blickten neugierig, nicht verächtlich, sagt Dari. Anders als in Rostow, wo sie alle angestarrt hätten, sobald sie in den Bus einstieg. In ihrem früheren Leben war Dari Journalist und Geschäftsmann, emigrierte 2022 zum ersten Mal, für eineinhalb Jahre nach Südostasien. Dort erlebte sie ihr Coming Out, begann ihre Hormontherapie. Aber zurück in Rostow wagte sie sich kaum noch auf die Straße.
Anfang Juni schrieb ihr ein Online-Spitzel, er wisse, was sie treibe, das werde Folgen für sie haben. Ihre Lieder und ihr queerer Telegramkanal reichten in Wladimir Putins Russland für Strafverfahren wegen „Diskreditierung der Armee“ und „Aufruf zum Extremismus“ – darauf stehen mindestens zehn Jahre Gefängnis.

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