Ein israelischer Soldat muss wegen Totschlags an einem verletzten palästinensischen Attentäter für eineinhalb Jahre ins Gefängnis. Dies entschied ein Militärgericht in Tel Aviv.
Zwischen seinen Eltern sitzt der israelische Soldat im Gerichtssaal und lächelt ohne Pause. Doch die monatelange Anspannung steht dem 21-Jährigen deutlich ins Gesicht geschrieben. Dann verkündet die Richterin das Strafmaß in dem aufsehenerregenden Militärprozess: eineinhalb Jahre Haft.
Das ist deutlich unter der Forderung der Anklage, die drei bis fünf Jahre verlangt hatte. Elor Asaria hatte im vergangenen März in Hebron einen am Boden liegenden palästinensischen Attentäter mit Kopfschuss getötet, obwohl dieser ganz offensichtlich keine Bedrohung mehr darstellte.
Asaria war Anfang Januar wegen Totschlags schuldig gesprochen worden. Am Dienstag wurde nun das Strafmaß von eineinhalb Jahren bekanntgegeben. Die Höchststrafe hätte 20 Jahre betragen können. Experten hatten aber mit einem geringeren Strafmaß gerechnet.
Kaum ein Prozess hat in Israels Gesellschaft so tiefe Gräben gerissen wie der von Asaria. Jariv Oppenheimer, ehemaliger Leiter der Organisation Peace Now, beschreibt das Strafmaß am Dienstag als «lächerlich gering».
Eine Mehrheit der Israelis ist jedoch nicht einmal mit einer Verurteilung Asarias wegen Totschlags einverstanden – 67 Prozent sind nach einer Meinungsumfrage für seine Begnadigung. Dutzende Anhänger demonstrieren während der Verkündung des Strafmaßes vor dem Militär-Hauptquartier. «Tod den Terroristen», steht auf einem Schild.
Der Fall zeige eine wachsende Polarisierung Israels, meint Juraprofessor Mordechai Kremnitzer. Viele glaubten, ein Terrorist habe «das Recht auf sein Leben verwirkt, auch wenn er hilflos ist».
Der fortwährende Konflikt mit ständigen palästinensischen Anschlägen sowie die 50-jährige Besatzung der Palästinensergebiete hätten bei vielen eine emotionale Verhärtung ausgelöst, glaubt Kremnitzer, Vize-Präsident des israelischen Demokratie-Instituts.