Deutsch zu sprechen, fällt Samiha immer noch schwer. Sie flüchtete vor dem Krieg in Syrien und möchte in Deutschland ein neues Leben beginnen. Aber das ist nicht einfach. Martin Schmidt hat die 26-Jährige ein Jahr lang begleitet.
Deutsch zu sprechen, fällt Samiha immer noch schwer. Sie flüchtete vor dem Krieg in Syrien und möchte in Deutschland ein neues Leben beginnen. Aber das ist nicht einfach. Trotz vielerlei Probleme verfolgt die 26-Jährige emsig ein Ziel.
«Sie waren einige Monate bei einem Tochterunternehmen von Nokia, in welchem Bereich haben Sie dort gearbeitet?» Samiha Aldakkak weiß nicht, was sie antworten soll. Sie sitzt in einem Konferenzzimmer, ihr gegenüber zwei Männer im schwarzen Anzug, Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens am Bodensee. «Waren sie in der Fertigung, also in der Leiterplattenbestückung, oder in der Endmontage der Geräte tätig?», fragen sie weiter.
Statt etwas zu sagen, schaut die Syrerin fragend zurück. Samiha versteht die Männer nicht. Erst vor wenigen Monaten ist sie nach Deutschland gekommen und dachte, dieses Vorstellungsgespräch sei auf Englisch. Mit ihrem Deutsch kommt die 26-Jährige über die einfache Alltagssprache noch nicht hinaus. «Haben Sie mich verstanden?» «Hm, nein.» Samiha hat den Kopf gesenkt. Die beiden Geschäftsführer schauen in ihre Unterlagen, wirken selbst ein wenig ratlos.
«Die Firmen in Deutschland sind doch auch an Englischkenntnissen interessiert», ärgert sich Samiha nach dem Gespräch. Sie will dieses Praktikum unbedingt haben. In ihrer Heimat Damaskus hat sie Maschinenbau studiert, 2014 den Bachelor-Abschluss gemacht. Doch dort wollte sie nicht bleiben. Immer wieder waren Bomben in ihrer Nähe eingeschlagen. Eine Zukunft in Syrien — für sie durch den Krieg unmöglich.
Vor rund zwei Jahren flüchtet Samiha, wie viele andere Syrer auch, über den Libanon in die Türkei, mit dem Boot weiter nach Griechenland und erreicht so ihr Ziel: Deutschland. «Ich versuche zu vergessen, was in Syrien passiert ist. Auch wenn ich dort viel Gutes erlebt habe. Aber in dem Moment, als ich nach Deutschland aufgebrochen bin, wollte ich ein neues Leben beginnen.» Dieses neue Leben fängt für Samiha in Leutkirch im Allgäu an, tief im Süden Baden-Württembergs.