Jugendliche an einer Nürnberger Schule haben versucht, die Abschiebung eines afghanischen Mitschülers zu verhindern.
Die geplante Abschiebung eines aus Afghanistan stammenden Mitschülers hat am Mittwoch an einer Berufsschule in Nürnberg laut AFP massive Proteste ausgelöst. Als Polizisten den 20-Jährigen aus der Schule abholen und in Abschiebegewahrsam nehmen wollten, gab es „spontane Protesten mit Ausschreitungen“, wie das Polizeipräsidium Mittelfranken mitteilte. Dabei seien drei Polizisten verletzt und mehrere Demonstranten in Gewahrsam genommen worden.
Der Polizei zufolge zeigte sich der afghanische Schüler zunächst kooperativ und ging mit zu einem Streifenwagen. Mitschüler hätten dann durch eine Sitzblockade die Abfahrt des Wagens behindert. Zudem sei auch der 20-jährige Flüchtling zunehmend aggressiv geworden. Derweil sei die Zahl der Protestierenden in kurzer Zeit auf etwa 300 Menschen angestiegen, die Blockade habe mehrere Stunden gedauert.
Die Polizei habe nur unter Einsatz von Pfefferspray und durch körperlichen Zwang die Mitnahme des Heranwachsenden durchsetzen können. Im Anschluss habe es weitere Auseinandersetzungen von Protestierenden mit der Polizei gegeben. Außerdem habe sich eine spontane Demonstration in Richtung Nürnberger Innenstadt in Bewegung gesetzt und für anhaltende Verkehrsbeeinträchtigungen gesorgt.
Der schwere Anschlag von Kabul hat der Debatte über die umstrittenen Sammelabschiebungen nach Afghanistan neue Nahrung gegeben. Grüne und Linke verlangten am Mittwoch einen sofortigen Abschiebestopp, auch Menschenrechtsorganisationen forderten eine grundlegenden Neubewertung der Sicherheitslage am Hindukusch. Die Bundesregierung sagte kurzfristig einen Abschiebeflug nach Kabul ab, hält aber an der Rückführung von abgelehnten Asylbewerbern aus Afghanistan in ihre Heimat fest.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) informierte die Bundestagsabgeordneten bei einer Sitzung des Innenausschusses über die Absage des für Mittwochabend geplanten Abschiebeflugs. Als Begründung führte er nach Angaben von Teilnehmern an, dass sich die Botschaftsmitarbeiter wegen des Anschlags nicht um die Ankunft des Abschiebefliegers am Kabuler Flughafen kümmern könnten.
Aus dem Innenministerium hieß es, dass es „in den nächsten paar Tagen“ keine Sammelrückführung nach Afghanistan geben werde.