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Gianluigi Buffons Abschied unter Tränen

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Als alles vorbei ist, fließen die Tränen. Vorher hat Gianluigi Buffon seine Kollegen getröstet und den Schweden gratuliert. Dann erklärt er seinen Rücktritt aus der italienischen Nationalmannschaft. Es ist das Ende einer Ära.
Durch ein torloses Unentschieden im Play-off-Rückspiel verpasst Italien zum ersten Mal seit 60 Jahren die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. “Es tut mir nicht für mich persönlich leid, sondern für die Mannschaft und das ganze Land”, sagt Buffon, “wir haben etwas verpasst, das auf so verschiedenen Ebenen so viel bedeutet hätte.” Und er weint.
Es ist nicht nur ein großer Mann, der jetzt die große Bühne der Länderspiele verlässt. Es ist auch ein öffentlicher Mann. Italien hat Gigi Buffons Weg begleitet. Das Kapitel künftiger Welttorhüter wird 1995 in Parma aufgeschlagen. Der Trainer stellt ausgerechnet gegen die kleine Weltauswahl des AC Mailand einen schlaksigen 17-Jährigen ins Tor. Bei Milan spielen Stars wie Franco Baresi, Paolo Maldini und George Weah. Sie alle scheitern an Gianluigi Buffon, den alle nur Gigi nennen.
Für Parma macht er 168 Spiele, und 2001 wechselt er zu Italiens größtem Klub, zu Juventus Turin. Schlaksig ist er schon lange nicht mehr, er hat sich die Muskeln eines Vorzeigeathleten antrainiert. Seine Anhänger werden nicht nur auf dem Feld bestens unterhalten. Auch Geschichten um ein gefälschtes Abiturzeugnis, mehrere Pleiten bei Beteiligungen an Wirtschaftsunternehmen und an seinem Heimatklub US Carrarese, Verwicklungen in einen großen Wettskandal und seine Depressionen finden vor den Augen der Öffentlichkeit statt.
Italien erlebt ganz nebenbei den Reifeprozess eines anfangs ein wenig wirren jungen, 1,91 Meter großen Kerls zu einem Charakterdarsteller der ganz seltenen Art. Sein Wort bekommt Gewicht, und in 22 Jahren als Torwart hinterfragt er das Geschäft ebenso wie seinen Beruf. Der Mann, der mit seine Ausstrahlung und seiner Größe eine ganze Spielhälfte buchstäblich beherrschen kann, lässt die Fußballfreunde an seinen Selbstzweifeln teilhaben. “Unterläuft mir ein Fehler, stehe ich unter Schock, weil ich es nicht gewohnt bin””, sagt er während der Europameisterschaft im vergangenen Jahr dem “Kicker”, “dann brauche ich oft zehn Tage, um meine Balance wiederzufinden.

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