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„Müssen mit aller Macht verhindern, dass Arbeitsplätze zum Infektionsort werden“

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Bislang hat die Politik nur an die Firmen appelliert, mehr Arbeit von zu Hause aus zuzulassen. Bayerns Ministerpräsident Söder hält mehr Strenge für nötig. Genau wie weitere Politiker. Die Wirtschaft fürchtet, dass das Recht auf Homeoffice kommt – auch nach der Pandemie.
Die Debatte um Unternehmen, in denen trotz des derzeitigen Lockdowns kein Homeoffice möglich gemacht wird, nimmt weiter Fahrt auf. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) brachte am Dienstag mögliche Anreize ins Spiel, wenn Firmen es ihren Mitarbeitern erlauben, ihrer Arbeit von zuhause aus nachzugehen. Söder zeigte sich unzufrieden mit der aktuellen Praxis vieler Unternehmen. „Mein Eindruck ist, dass wir da wieder Rückschritte machen“, sagte er nach einer Kabinettssitzung. „Dass sich etwas bewegen muss beim Homeoffice, das ist klar.“ Der CSU-Politiker will deshalb am Mittwoch einen Gipfel mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern in Bayern abhalten, um auszuloten, wie mehr Arbeit von zuhause erreicht werden kann. Er wolle möglichst ohne Zwang erreichen, dass noch mehr Firmen ihren Mitarbeitern das Arbeiten von zuhause ermöglichen. „Ich kann mir auch vorstellen, dass wir überlegen, Begünstigungen zu machen beim Homeoffice“, deutet Söder an. Wie diese Anreize aussehen könnten, ließ er offen. Er betonte, die Heimarbeit sei, „ein außerordentlich wichtiges Instrument, das in letzter Zeit zu wenig genutzt wird“. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) beließ es nach seinem Spitzentreffen zu dem Thema mit Personalvorständen von Dax-Unternehmen bei einem weiteren Appell. „Wir brauchen, wo immer es geht, die Möglichkeit für Beschäftigte von zuhause aus zu arbeiten, wo das sinnvoll und möglich ist, und zwar sofort“, sagte er. Er sei froh, dass viele Betriebe das bereits vorbildlich umsetzten. Der Aufruf gehe an diejenigen, die das bisher nicht täten. „Wir müssen mit aller Macht verhindern, dass Arbeitsplätze zum Infektionsort werden.“ Keiner könne wollen, dass man die gesamte Wirtschaft in den Lockdown schicken müsse. „Die Bänder laufen und das soll möglichst auch so bleiben.“ Wo keine Arbeit zu Hause möglich sei, etwa in Bereichen des produzierenden Gewerbes oder im Einzelhandel, müssten die Arbeitsschutzstandards konsequent eingehalten werden, sagte der Minister. Die immer eindringlicheren Appelle der Politik führen dazu, dass auch Wirtschaftsverbände ihre Mitgliedsunternehmen noch einmal verstärkt aufrufen, Arbeit aus dem Homeoffice zu ermöglichen. Dahinter dürfte auch das Kalkül stecken, eine gesetzliche Regelung zu verhindern, die Arbeitnehmern einen Anspruch auf Homeoffice verschafft – womöglich sogar über die Pandemie hinaus. Heil wollte zwar ein Recht darauf gesetzlich verankern.

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