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Frankreich: Wie Marine Le Pen im Wahlkampf von sich überzeugen will

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Bei der französischen Präsidentschaftswahl in drei Monaten tritt die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen zum dritten Mal an. Sie selbst gibt sich siegesgewiss – dabei kämpft sie um den Einzug in die Stichwahl, auch indem sie sich um ein sympathisches Auftreten bemüht.
Paris. Die Kandidatin ist bester Dinge, und das sollen alle sehen. Ihre Schuhe mit den hohen Absätzen lassen sie noch größer erscheinen, als sie ohnehin ist. Wenn sie spricht oder lacht, und sie spricht viel und lacht oft, dann erfüllt ihre tiefe, rauchige Stimme den ganzen Raum. Ein Mikrofon braucht sie nicht. Marine Le Pen hat an diesem Nachmittag mehrere ausländische Korrespondenten in ein Hotel im noblen Pariser Westen geladen. Seit Wochen absolviert sie ein straffes Wahlkampfprogramm, reist durch das Land und gibt Interviews. Trotz des fordernden Pensums wirkt sie entspannt, ist zu Scherzen aufgelegt. Was der Unterschied zwischen Marine Le Pen 2017 und Marine Le Pen 2022 sei? Auf diese Frage hin lacht sie laut auf. „Es ist derselbe Unterschied wie zwischen einem Bordeaux 2021 und einem Bordeaux 1968!“ Man reife mit der Zeit und werde immer besser. Auch ihr Selbstbewusstsein hat offenbar noch einen Schub bekommen. Wie bei den französischen Präsidentschaftswahlen in den Jahren 2017 und 2012 tritt die 53-jährige Rechtspopulistin in drei Monaten erneut an. Es könnte ihre letzte Chance sein, denn nach einem weiteren Scheitern dürften viele in der Partei den Glauben daran verlieren, dass sie es je schaffen kann. Sie selbst zeigt sich von ihrem nahenden Sieg überzeugt. „Ich sage das überhaupt nicht aus Eitelkeit, denn das würde nicht meinem Charakter entsprechen, sondern spreche aus Erfahrung und aufgrund der genauen Analyse der Situation.“ Demnach werde sie wie 2017 die Stichrunde gegen Emmanuel Macron erreichen. Damals erzielte sie 34 Prozent der Stimmen. Doch da sich ein großer Teil der Linkswähler, die für Macron als selbst erklärtem Kandidaten der Mitte stimmten, diesmal ihrer Meinung nach enthalten werde, sei der Weg für sie frei. Die Umfragen sehen die Rechtspopulistin im Fall eines Duells hingegen klar hinter Macron – der Präsident, der seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt hat, bleibt Favorit. In einem am Samstag veröffentlichten Video zum Wahlkampfauftakt attackierte Le Pen nur ihn, erwähnte die anderen Rivalinnen und Rivalen nicht einmal. Sie ließ sich dabei vor dem Louvre filmen, den sie nicht um eine Drehgenehmigung gefragt hatte. Jetzt fordert das Kunstmuseum, den Clip zu löschen. Drei Monate vor den Wahlen am 10. und 24. April gilt es als unsicher, ob Le Pen die Stichwahl erreichen wird. Derzeit liegt sie mit rund 17 Prozent gleichauf mit der Republikanerin Valérie Pécresse, gefolgt vom ultrarechten Journalisten Éric Zemmour mit 13 Prozent. Ihn kennen in Frankreich viele aus einer früheren Fernsehsendung, in der er offen gegen Ausländer und Muslime hetzte; seine Bücher, in denen er den Niedergang der einst so stolzen französischen Nation skizziert, wurden Bestseller. Zweimal haben Gerichte den 63-Jährigen wegen Aufstachelung zum Rassenhass verurteilt.

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