„Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strauss von Blumen, und man möchte zum Maikäfer werden“, schwärmte Johann Wolfgang von Goethe. Jetzt hat’s sich ausgeschwärmt.
Das Thema bei „hart aber fair“: „Mensch raus, Wolf rein – wie viel Naturschutz verträgt unser Land?“
Unter den Wipfeln tobt Streit.
► Die Gäste:
• Peter Wohlleben, Förster, pflanzt Buchen statt Fichten und bietet Naturfreunden die letzte Ruhe unter schattigen Baumkronen an.
• Franz Prinz zu Salm-Salm, Jäger und Waldbesitzer, legt die Axt an und schlägt das Holz: „Der Wald ist ein Wirtschaftsgut, selbst wenn einige das nicht hören wollen.“
• Barbara Hendricks, SPD, hat als Umweltministerin Verständnis dafür, dass die hochheilige Natur auch mal für Autobahnen und Zugverkehr weichen muss.
• Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes NABU, freut sich über jeden Wolf, der den Weg nach Deutschland findet: „Der Wolf ist kein Kuscheltier, aber auch keine Bestie.“
• Roland Tichy, Journalist, fordert den Schutz der Wildmilane vor tödlichen Windrädern.
Vorsicht! Hier wird schon mal scharf geschossen – im Wald und auf der Weide.
Wer ist auf dem Holzweg?
Förster Wohlleben versteht die Welt nicht mehr: „Die Menschen demonstrieren für den Urwald in Brasilien. Aber hierzulande haben wir keinen Meter echten Urwald mehr.“ – Urwald für Deutschland!
Waldbesitzer Salm-Salm: „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. Wenn wir hier keinen Nutzwald haben, verlagern wir das Problem und in Südamerika wird noch mehr abgeholzt.“ Also: Rettet den Nutzwald! – Wohlleben motzt: „Massentierhaltung für Bäume!“
Ein Drittel Deutschlands ist von Wald bedeckt. Da wird doch wohl für alle Platz sein. So sieht das die Umweltministerin: „Fünf Prozent des Staatswaldes sollen wieder Urwald werden.“ – Auch mit dem Naturwald lässt sich Geld verdienen, verkündet Förster Wohlleben stolz: Mit Blockhausbau und Beerdigungen. Doch wenn alle Deutschen im Blockhaus wohnen und im Wald bestattet sind, ist sein Geschäftsmodell am Ende.
Die Natur kann mit sich selber nicht in Frieden leben.
Der Wolf reisst Schafe, nähert sich dem Menschen. SPD-Minister Backhaus in Meck-Pomm will eine Obergrenze für Meister Isegrim. Landwirte und Jäger sind für „begrenzten Abschuss“.
Salm-Salm berichtet aus dem Wolfs-Land Sachsen-Anhalt: „Bei uns war ein Wolf in der Waschanlage und im Kindergarten. Bürger bauen einen Zaun, um ihre Kinder zu schützen.“
Ministerin Hendricks: „Nicht füttern!“, notfalls „Problem-Wolf erschiessen“. – Doch Wolfsliebe ist grenzenlos: „In Niedersachen gibt es einen Wolfskrankenwagen“, Salm-Salm kann es nicht fassen – „und das in einem Landstrich, wo das Gesundheitssystem zusammenbricht. Wie soll man den Menschen das erklären?“
Wolf-Freund Wohlleben nimmt sein Lieblingstier in Schutz: „Es gibt im Jahr 10.000 gefährliche Übergriffe von Hunden. Drei bis fünf sind tödlich. Trotzdem kommt keiner darauf, Hunde abzuschiessen.“ – Das ist Zynismus pur.
Wer zählt mehr: Mensch oder Natur?
Bauvorhaben werden gestoppt, weil die Eidechse das Land besetzt. Eine Umgehungsstrasse wird nicht gebaut, weil irgendwo der Kiebitz nistet. Dafür rasen LKWs durch enge Strassen. Tierschützer Wohlleben will in diesem Falle gnädig sein: „Wo Menschen krank werden durch Lärm sollte man tatsächlich andere Prioritäten setzen.“ Danke für die Einsicht.
Und dann noch das Windrad als Vogelmörder.
Tichy wettert gegen die Windrad-Plage: „Windräder zerfetzen den Rotmilan. Ganze Bestände von Vögeln werden zerstört. Wir zerstören den Schwarzwald. Wir zerstören mehr, als wir durch den Windstrom je gewinnen.“ – Endlich hat er NABU-Mann Tschimpke an seiner Seite: „Windräder nur dort, wo sie naturverträglich sind.“ – Sein Wort ins Ohr der Windstrom-Freunde.
Plasberg: „Als welches Tier würden sie gern wiedergeboren?“ Tschimpke: „Als Giraffe.“ – Wohlleben: „Als Wolf.“ – Tichy: „Als Bergdohle. Da oben kommt kein Windrad hin.“ – Hendricks: „Ich mag Giraffen. Aber ich möchte nicht wiedergeboren werden.“- Plasberg: „Schade, sonst hätten wir ein Paar.“
Einmal quer durch die Natur. Da verläuft man sich schon mal.
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