Israelischer Soldat wegen Totschlags verurteilt
Ein Militärgericht in Israel hat einen Soldaten wegen tödlicher Schüsse auf einen bereits verletzten palästinensischen Angreifer wegen Totschlags verurteilt. Das Strafmaß steht noch nicht fest. Das Urteil erregt aber schon jetzt die Gemüter.
Die Schüsse auf den palästinensischen Attentäter seien unnötig gewesen, urteilt Richterin Maya Heller. Der israelische Soldat Elor Azaria habe aus Zorn und einem Verlangen nach Vergeltung geschossen.
Azaria wurde deshalb von einem Militärgericht wegen Totschlags verurteilt. Das Strafmaß wird später bekannt gegeben. Der Sanitäter hatte Ende März 2016 einen palästinensischen Attentäter mit einem Kopfschuss getötet. Abdel Fatah Al Sharif lag zu dem Zeitpunkt bereits bewegungslos am Boden.
Die Tat war von einem Aktivisten der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem gefilmt worden. Das Militärgericht entschied in seinem Urteil, dass die Videoaufnahmen als Beweismittel zulässig sind. Ohne diesen Film, sagte die Oppositionspolitikerin Zehava Galon nach dem Urteil, hätte die Öffentlichkeit wahrscheinlich nie von der Tat erfahren. «Und das beleuchtet die Realität im Westjordanland. Es zeigt, was den Soldaten dort geschieht. Elor Azaria war in gewisser Weise das Opfer der rechtsradikalen Bewegung, er ist ein Soldat, der unmöglichen Umständen ausgeliefert ist. «
Für unmöglich hält ein Teil der israelischen Bevölkerung dagegen das Urteil und den Prozess an sich. «Komm nach Hause, komm nach Hause», skandieren vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv Rechtsradikale und Fußball-Hooligans. Sie feiern den verurteilten Azaria als Held.
Ihr Hass richtet sich gegen Journalisten, Richter und selbst Mitglieder der Regierungspartei von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. «Du gehörst nicht zu unserem Volk», rufen sie, und: «Du gehörst dem Volk der Hisbollah. Du und die Likud Partei — ihr müsst gehen. Gründet eine Likud Partei in Gaza. «
Diese Stimmung greifen israelische Politiker wie Kulturministerin Miri Regev auf. Ohne das Urteil zu kennen, verspricht Regev, sich für Azaria einzusetzen. Dieser sei «zurückgelassen» worden. Sie verspricht, die Begnadigung des Soldaten zu fordern. Das Urteil übermittele den Soldaten «die falsche Botschaft, nämlich sich nicht für eine Kampfeinheit zu verpflichten. » In komplizierten Situationen können sie nun «keinen Schritt machen. Denn wenn sie sich bewegen, werden sie gleich in ein Kriminalverfahren gezogen. «
Den Emotionen setzte das Militärgericht eine über zweieinhalbstündige Urteilsverlesung entgegen. Richterin Heller kritisierte die Verteidiger des Soldaten. Der Angeklagte hatte sich im Prozess in Widersprüche und verschiedene Versionen des Tathergangs verstrickt.
Scharf kritisierte das Militärgericht auch das Verhalten und irreführende Aussagen israelischer Siedler und des medizinischen Personals, die nach den Schüssen von Hebron zuerst am Tatort waren. Expertenaussagen von ehemaligen Armee-Generälen zu Gunsten von Azaria stuften die Richter als bedauerlich und schlecht informiert ein.
© Source: http://www.tagesschau.de/ausland/israel-urteil-soldat-101.html
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