Irak: Viele Tote bei Anschlag auf Gemüsemarkt in Bagdad
Auf einem Großmarkt für Lebensmittel im Nordosten der irakischen Hauptstadt hat sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Am frühen Sonntagmorgen habe ein Mann versucht, mit dem Auto die Absperrungen zum Markt zu durchbrechen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Als das Sicherheitspersonal das Feuer auf ihn eröffnete, habe er das Fahrzeug in die Luft gesprengt.
Mindestens 13 Menschen starben, 39 weitere wurden nach Krankenhausangaben verletzt. Zahlreiche Läden standen in Flammen oder stürzten durch die Wucht der Explosion ein.
Nach Angaben eines Krankenhaussprechers befand sich unter den Toten vom Großmarkt offenbar ein zweiter mutmaßlicher Selbstmordattentäter. Auf der Suche nach Ausweispapieren bei einem der Opfer habe ein Krankenhausmitarbeiter versehentlich einen kleinen Sprengsatz gezündet, den der Tote als Sprengstoffgürtel getragen habe. Diese Explosion verursachte aber nur weiteren Sachschaden.
Kurz nach der Tat meldete die IS-Kommunikationsagentur Amak, es habe sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt, der Schiiten treffen sollte. Der Wahrheitsgehalt der Mitteilung ließ sich bisher nicht überprüfen. Amak kommuniziert oft nach Anschlägen, dass die Tat im Auftrag der Dschihadistenmiliz ausgeführt wurde, etwa auch nach dem Berliner Anschlag vom Dezember. Der Dschamila-Markt Bagdad ist der wichtigste Gemüsegroßmarkt und liegt in der Nähe des überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteils Sadr City, der schon mehrfach Zielscheibe des „Islamischen Staats“ war.
Die Miliz sieht die Schiiten als Abtrünnige an und verübt immer wieder Anschläge auf vorwiegend von Schiiten bewohnte Stadtviertel. Erst vergangene Woche hatte ein
Selbstmordattentäter in Sadr City 41 Menschen getötet und 64 verletzt. Die vermehrten Anschläge gelten auch als Reaktion auf eine Offensive der
Armee, kurdischer Peschmerga-Kämpfer und verbündeter Milizen zur Rückeroberung der nordirakischen Stadt Mossul.
Nach anfänglichen Erfolgen war der Angriff vor einem
Monat ins Stocken geraten. In den vergangenen Tagen konnten die Regierungstruppen aber wieder Erfolge melden. Am Samstag rückten sie bis auf wenige Hundert Meter an den
Tigris heran, der durch die Stadt im Norden des Landes
fließt. Bisher kontrollieren die Regierungstruppen gut die
Hälfte von Ost-Mossul. Der Westteil auf der anderen Seite des
Tigris ist aber weiter in der Hand der Islamisten.
© Source: http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/bagdad-irak-anschlag-is
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