Syrien: Viele Tote bei Anschlägen in Damaskus
In der nordsyrischen Stadt Asas sind nach Angaben von Aktivisten mindestens 43 Menschen durch eine Autobombe getötet worden. Es gebe zahlreiche Verletzte, viele von ihnen schwer, meldete die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Bei den meisten Opfern handele es sich um Zivilisten.
Ein mit Sprengstoff beladener Tanklaster explodierte auf dem zentralen Markt, vor dem Gerichtsgebäude. Über die Zahl der Toten gibt es noch unterschiedliche Angaben: Das Krankenhaus von Asas zählte mehr als 30 Tote und 55 Verletzte. Aktivistengruppen, unter ihnen das Asas-Medienzentrum, berichteten von 50 Toten. Die Suche nach Opfern und Überlebenden habe mindestens zwei Stunden gedauert, hieß es. Die Opfer seien noch nicht alle identifiziert.
Im Internet verbreitete Videos und Bilder zeigten Leichen auf der Straße und eine große schwarze Rauchwolke; Schüsse waren zu hören, ein Vater ergriff mit seinem Kind die Flucht. Videos und Fotos von Aktivisten zeigten Häuser in Trümmern, in der Straße klafften tiefe Löcher. Das Gerichtsgebäude wurde völlig zerstört.
Noch ist unklar, wer für die Explosion verantwortlich ist. Die Terrormiliz « Islamischer Staat » (IS) verübt in Syrien immer wieder Bombenanschläge. Ein Rechtsanwalt aus Asas, Osama al-Merhi, sagte: « Diese Art von Verbrechen wird nur von den Terroristen des IS begangen. » Noch immer kontrolliert der IS im Norden und Osten Syriens große
Gebiete, ist aber zuletzt militärisch massiv unter Druck geraten. Darauf
reagieren die Extremisten häufig mit Anschlägen.
Asas liegt nördlich der Großstadt Aleppo und unweit der Grenze zur Türkei. Viele Rebellen und Zivilisten, die Ende vergangenen Jahres während der Kämpfe um Aleppo von
dort geflohen waren, haben in Asas Zuflucht gesucht. Gebiete westlich
der Stadt werden von kurdischen Kämpfern kontrolliert. Östlich davon
operieren mit der Türkei verbündete Rebellen, die versuchen, die
IS-Terrormiliz aus der Stadt Al-Bab zu vertreiben.
In Asas war erst im November eine Autobombe explodiert. Die Beobachtungsstelle hatte damals von 10 Toten gesprochen, die Rebellen von 25. Im Oktober waren in Asas nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte 17 Menschen durch eine Autobombe getötet worden. Die Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.
Erst am Donnerstag waren bei der Explosion einer Autobombe in der von Regierungskräften kontrollierten syrischen Küstenstadt Dschabla mindestens 15 Menschen getötet worden.
Ein von Kurden geführtes Militärbündnis rückte derweil auf die
strategisch wichtige nordsyrische Stadt Tabka und ihren Staudamm vor. Dort hatte der IS Ende August 2014 die Kontrolle übernommen. Der Ort ist strategisch wichtig, weil dort neben der Talsperre auch ein Militärflughafen liegt.
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Die
Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) eroberten den Ort Suweida wenige
Kilometer nördlich von Tabka, wie die kurdische Nachrichtenseite Hawar
berichtete. Ziel der Offensive ist die
Befreiung der nordsyrischen IS-Hochburg Al-Rakka, sie wird durch die internationale Koalition mit Luftangriffen unterstützt.
Ungeachtet einer seit Ende Dezember geltenden landesweiten Waffenruhe
setzten Regierungstruppen und islamistische Rebellen ihre Kämpfe um die
Wasserzufuhr von Damaskus in der Nacht zu Samstag fort. Bei Gefechten
in Wadi Barada seien mindestens sieben Soldaten und zwei
Zivilisten getötet worden, berichtete die Beobachtungsstelle. Seit dem 22. Dezember ist die Wasserzufuhr aus Wadi Barada
unterbrochen, nach UN-Angaben sind 5,5 Millionen Menschen ganz oder
teilweise vom Trinkwasser abgeschnitten.
© Source: http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/syrien-asas-autobombe-tote-verletzte
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