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So geht es Christen im Nahen Osten

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Juden und Muslime streiten erbittert um Jerusalem. Viele Christen fühlen sich allein gelassen und wünschen sich mehr Unterstützung.
Juden und Muslime streiten erbittert um Jerusalem. Viele Christen fühlen sich allein gelassen und wünschen sich mehr Unterstützung.
Wenn Pater Nikodemus die Weihnachtsmesse zelebriert, dann sitzen fast ausschließlich Menschen in den Kirchenbänken, die nicht dem christlichen Glauben angehören. Der Großteil der Gottesdienstbesucher in der Jerusalemer Dormitio-Abtei am Zionsberg sind Juden, die Messe in dieser Nacht als mystisches Erlebnis sehen. Die meisten der deutschsprachigen Christen dagegen, um die sich der Benediktinermönch das Jahr über kümmert, verbringen Weihnachten bei ihren Familien in Deutschland.
Im sogenannten Heiligen Land haben es Christen generell schwer, sich zu behaupten. „In der aktuellen Debatte über Jerusalem spielen Christen gar keine Rolle“, sagt der katholische Mönch, der seit 2003 in der Stadt lebt. Es sei viel die Rede von den heiligen Stätten der Juden und Muslime am Tempelberg, der Klagemauer und der Al-Aqsa-Moschee. Die Grabes- und Auferstehungskirche, das Ziel vieler christlichen Pilger, liegt dagegen etwas abseits in der Altstadt. Allgemein stellt Pater Nikodemus eine „Entbindung der Christen von Jerusalem“ fest: „Das macht mir Sorgen.“
Diese Wahrnehmung hat auch Mitri Raheb, er ist lutherischer Pastor und arabischer Christ. „Viele Christen fühlen sich verlassen“, sagt er, „weil die Kirchen im Ausland den Anspruch auf Jerusalem nicht stärker betonen.“ Dabei seien 45 Prozent der Jerusalemer Altstadt „christliches Gebiet“, also Land mit kirchlichen Einrichtungen darauf, erklärt Raheb unter Berufung auf eine Studie, die er selbst erstellt hat; inzwischen ist er Präsident der Dar-al-Kalima Hochschule für Kunst und Kultur in Bethlehem. Jerusalem, sagt er, müsse eine offene Stadt bleiben für zwei Völker und drei Religionen. „Aber die Entwicklung geht in die andere Richtung.

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