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Die Fußball-WM in Russland ist unweigerlich auch politisch und wirft ethische Fragen auf. Intellektuelle veröffentlichen Boykottaufrufe. So oder so: Putin steht als Sieger da. Von Golineh Atai.
Die Fußball-WM in Russland ist unweigerlich auch politisch und wirft ethische Fragen auf. Intellektuelle veröffentlichen Boykottaufrufe. So oder so: Putin steht als Sieger da.
Es war 2010, als Russlands Premierminister Wladimir Putin in fließendem Englisch verkündete: „Aus tiefstem Herzen danke ich Ihnen für die Vergabe der WM.“ Putin – kein Fußballfan, sondern Judoka und Eishockeyspieler – lobte den Fußball als eine Kraft für das Gute in der Welt.
Er erzählte über das von den Nazis besetzte und ausgehungerte Leningrad, wo der Fußball trotz allem weitergelebt hatte. „Nun können Sie endlich Russland kennenlernen. Ein einzigartiges Land mit einer langen Geschichte und reichen Kultur. Das ist nicht schlecht. Gar nicht schlecht.“
Damals, vor zehn Jahren, befanden sich Russland und der Westen auf einem Normalisierungskurs. Unter Präsident Dmitri Medwedjew waren die inneren Themen des Landes ganz andere als heute, nämlich „Modernisierung und Integration in die globale Gesellschaft. Das hat sich heute komplett verkehrt“, sagt Sabine Fischer, Russland-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik.
„Die Krise in den internationalen Beziehungen ist in Moskau zum Normalzustand geworden. Die Ambition, sich mit einem sportlichen Großereignis der Welt zuzuwenden, ist so nicht mehr vorhanden“, erklärt die Wissenschaftlerin. Russlands offizielles WM-Poster suggeriert denn auch nicht das Gefühl von internationalem Glanz, eher spielt es mit alten Bildern sowjetischer Größe.
Die Fußball-Weltmeisterschaft – ein Sportfest, das viele als einen Kongress der Nationen ansehen. Als Brücke zwischen den Welten, eine Feier der Weltoffenheit. Dass dieses Fest nun ausgerechnet in Russland stattfindet, mit einer Regierung, die in den vergangenen Jahren einige alte Brücken verbrannt und Gemeinschaften auseinanderdividiert hat, empfinden viele als paradox.
Menschenrechtsorganisationen warten bislang vergeblich auf Begnadigungen und Freilassungen von Kritikern und Oppositionellen, wie sie Ende 2013 stattgefunden hatten – als ein nach außen gerichtetes Signal der Milde vor den Olympischen Spielen in Sotschi.

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