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Ukraine-Krieg im Liveticker: Bevölkerung in Tschernihiw ohne Strom, Heizung und Wasser

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Nur mit den ermunternden Worten aus dem Westen kann die Ukraine die russischen Truppen nicht schlagen. Präsident Selenskyj fordert einmal mehr schwere Waffen. | TAG24
Kiew (Ukraine) – Auch am 32. Tag nach dem russischen Einmarsch wird in der Ukraine weiter gekämpft. Die aktuellen Entwicklungen im TAG24-Liveticker. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat die internationale Gemeinschaft erneut zur Lieferung schwerer Waffen aufgerufen. Sowohl in einer Videokonferenz mit dem polnischen Staatschef Andrzej Duda (49) am Samstag als auch in einer in der Nacht zum Sonntag ausgestrahlten Videobotschaft forderte er Kampfflugzeuge und Panzer für die ukrainischen Streitkräfte. „Die Ukraine kann russische Raketen nicht mit Schrotflinten und Maschinengewehren abschießen“, unterstrich Selenskyj die Forderung nach dringend benötigten Waffen. Er warnte, dass ansonsten das russische Militär eine spätere Bedrohung für die Nato-Nachbarstaaten darstellen könnte. Mariupols Bürgermeister Wadym Bojtschenko (44) berichtete unterdessen vom „heroischen Kampf“ gegen die russischen Angreifer, die seine Stadt ausradieren wollten. Die Geschehnisse des gestrigen Tages gibt es zum Nachlesen im TAG24-Ticker vom Samstag. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Sonntag gibt es in unserem Liveticker. Die nukleare Forschungseinrichtung „Neutronenquelle“ in der ostukrainischen Stadt Charkiw ist nach ukrainischen Medienberichten erneut unter Artilleriebeschuss geraten. Nach Angaben der staatlichen Atomaufsicht sei die Anlage am Samstag beschossen worden, wie die „Ukrajinska Prawda“ berichtete. Sie war jedoch schon zu Kriegsbeginn in einen sogenannten unterkritischen Zustand heruntergefahren worden. „Eine Überprüfung des Ausmaßes der Schäden ist wegen der ununterbrochenen Kampfhandlungen in der Umgebung der nuklearen Anlage unmöglich“, hieß es. Die Anlage wurde bereits vor knapp zwei Wochen bei einer Bombardierung beschädigt und von der Energieversorgung abgeschnitten. Die russischen Angreifer in der Ukraine versuchen nach ukrainischer Beobachtung, sich wegen ihrer schweren Verluste umzugruppieren. Deshalb seien auch viele russische Verbände in Belarus in Bewegung, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Bericht für Sonntagmittag mit. Ziel sei, geschrumpfte Verbände abzulösen, Nachschub an Lebensmitteln, Treibstoff und Munition zu liefern sowie verwundete und kranke Soldaten abzutransportieren. Zugleich hieß es: „Der Feind setzt seine umfassende bewaffnete Aggression gegen die Ukraine fort.“ Russische Truppen versuchten weiter, die Stadt Tschernihiw im Norden einzunehmen. Im Südosten dauerten Kämpfe um die Städte Rubischne, Sjewjerodonezk und Mariupol an. Der Generalstab bestätigte die am Samstag gemeldete Rückeroberung des wichtigen Ortes Trostjanez bei Sumy im Nordosten des Landes. In den besetzten Gebieten im Süden der Ukraine versuche die russische Nationalgarde den Widerstand der Bevölkerung zu ersticken, hieß es in dem Bericht aus Kiew. Die russische Medienaufsicht hat den Zugriff auf die Website Bild.de des Axel-Springer-Verlags für Leser in Russland gesperrt. Das meldete die Agentur Interfax am Sonntag unter Berufung auf die Behörde Roskomnadsor. Die Generalstaatsanwaltschaft habe die Sperrung beantragt. „Bild“-Chefredakteur Johannes Boie teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit: „Die Sperrung von Bild.de durch die russische Zensur bestätigt uns in unserer journalistischen Arbeit für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte. Und sie bestärkt uns, russischen Bürgerinnen und Bürgern noch mehr Möglichkeiten zu geben, sich mit Nachrichten und Fakten jenseits von der russischen Regierungs-Propaganda zu informieren.“ Ein Grund für die Sperrung in Russland wurde nicht genannt, Auftritte anderer deutscher Medien waren weiter abrufbar. Doch sind in Russland eine Vielzahl regierungskritischer Internetseiten gesperrt. CDU-Chef Friedrich Merz (66) hat die Rede von US-Präsident Joe Biden (79) in Warschau gewürdigt. „‚Be not afraid – seid nicht ängstlich‘ – dieses Wort des polnischen Papstes Johannes Paul II. war die wichtigste Botschaft der Rede von Joe Biden in Warschau“, sagte Merz den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Wir sind nicht ängstlich. Wir alle wissen, was auf dem Spiel steht: Frieden und Freiheit in Europa.“ Biden hatte am Samstag in Warschau eine Rede zum Ukraine-Krieg gehalten und dabei zu den Menschen in der Ukraine gesagt: „Gebt die Hoffnung niemals auf, werdet nicht müde, lasst euch nicht entmutigen und habt keine Angst“. Der Papst (85) hat auch in dieser Woche das Angelus-Gebet für einen Appell gegen den Krieg in der Ukraine genutzt. Franziskus nannte den Konflikt am Sonntag vor den Gläubigen auf dem Peterplatz „barbarisch und gottesverachtend“. Während Brüder einander töteten, ohne sich überhaupt zu sehen, würden Kinder schwer traumatisiert. Der Pontifex unterstrich, dass es in einem Krieg keinen Sieger geben kann. „Jeder Krieg ist eine Niederlage für uns alle“, sagte Franziskus. Er forderte die Politiker erneut zu einem Ende der Gewalt auf. „Krieg darf nichts Unvermeidliches sein, wir dürfen uns nicht an den Krieg gewöhnen.“ Die ganze Welt müsse aus solchen Konflikten und den Folgen lernen, mahnte der Argentinier. „Wenn wir aus dieser Sache rausgehen wie zuvor, dann machen wir uns alle schuldig.“ Die Deutsche Bahn will Geflüchtete aus der Ukraine bei der Arbeitsplatzsuche unterstützen und schafft Angebote zur Berufsberatung sowie Sprachkurse. „Wir wollen den Geflüchteten eine berufliche Perspektive bieten – kurzfristig, aber auch auf längere Zeit“, teilte Personalvorstand Martin Seiler am Sonntag mit. Zuvor hatte die „Bild am Sonntag“ berichtet. Teil des Angebots ist laut Bahn eine Beratungshotline (+49 30 29734949), unter der es werktags zwischen 8 und 10 Uhr Informationen rund um Anerkennungs- und Registrierungsverfahren, Fördermöglichkeiten, aber auch um die Vermittlung psychologischer Beratung geben soll. Außerdem eröffnet die Bahn ab Anfang April Beratungszentren in Frankfurt am Main, Köln und Berlin. Die prorussischen Separatisten im umkämpften Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine wollen über einen Beitritt der Region zu Russland abstimmen lassen und erhöhen damit den Druck auf Kiew. „Ich denke, dass in nächster Zeit auf dem Gebiet der Volksrepublik ein Referendum durchgeführt wird, auf dem das Volk sein absolutes verfassungsmäßiges Recht wahrnehmen wird und seine Meinung sagt zu einem Beitritt zur Russischen Föderation.“ Das sagte der Luhansker Separatistenführer, Leonid Passetschnik, der Staatsagentur Tass zufolge am Sonntag. Russland hatte im Februar gegen den Protest der Ukraine und des Westens die abtrünnigen Gebiete Luhansk und Donezk als Staaten anerkannt. Am 24. Februar hatte der russische Präsident Wladimir Putin auf Bitten der selbsternannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk zum Schutz vor der ukrainischen Armee den Befehl zu einer „Militäroperation“ gegeben. Ein möglicher Beitritt von Luhansk zu Russland dürfte die Lage weiter eskalieren. Das russische Militär hatte nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben mitgeteilt, dass die Region zu über 90 Prozent der ukrainischen Kontrolle entrissen sei. In der von russischen Truppen eingekreisten Stadt Tschernihiw im Norden der Ukraine muss die Bevölkerung ohne Strom, Heizung und Wasser ausharren. Nur die Gasversorgung funktioniere noch teilweise, teilte die Regionalverwaltung am Sonntag mit. Die Infrastruktur sei durch „aktive Kampfhandlungen“ in der Stadt zerstört worden. Es werde versucht, die Schäden zu reparieren, schrieb Verwaltungschef Wjatscheslaw Tschaus auf Telegram. Das Stadtbild wird durch zahlreiche mittelalterliche Kirchen und Klöster geprägt, von denen nach ukrainischen Angaben mindestens zwei beschädigt worden sind. Die Ukraine strebt für das Zentrum von Tschernihiw den Status als Weltkulturerbe an. US-Außenminister Antony Blinken hat am Sonntag betont, die Vereinigten Staaten strebten keinen Machtwechsel in Russland an. Bei einer Pressekonferenz mit seinem israelischen Amtskollegen Jair Lapid sagte Blinken in Jerusalem, es gehe vielmehr darum, dass Kremlchef Wladimir Putin „nicht dazu ermächtigt werden kann, Krieg gegen die Ukraine oder jedes andere Land zu führen“. Blinken bekräftigte: „Wir verfolgen keine Strategie eines Regimewechsels in Russland oder irgendwo anders.“ Die ukrainischen Behörden können bedrängten Zivilisten weiter nicht direkt bei der Flucht aus der schwer umkämpften Stadt Mariupol helfen. Flüchtlinge aus Mariupol sollten am Sonntag mit einem Buskonvoi aus der nahegelegenen Stadt Berdjansk abgeholt werden, kündigte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk an.15 Busse sollten die Menschen weiter in die zentralukrainische Stadt Saporischschja bringen. Wer die Flucht aus Mariupol im Auto schaffe, könne in Berdjansk umsonst nachtanken, sagte Wereschtschuk in Kiew in einer Videobotschaft. Die strategisch wichtige Industrie- und Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer ist durch heftige Kämpfe seit Anfang März fast völlig zerstört worden. Dort lebten einmal rund 440.000 Menschen. Ein zweiter Fluchtkorridor wurde für Sonntag im ostukrainischen Gebiet Luhansk ausgewiesen. Über zehn festgelegte Routen hatten sich am Samstag 5200 Menschen aus besonders umkämpften Gebieten retten können, wie die Agentur Unian meldete. Die Ukraine bietet ihre Erdgasspeicher zur Einlagerung einer strategischen europäischen Energiereserve an. Sein Land habe die größten unterirdischen Speicheranlagen in Europa, schrieb der ukrainische Energieminister, Herman Haluschtschenko, auf Facebook. „Trotz der umfassenden militärischen Aggression Russlands ist die Ukraine weiterhin ein starker und zuverlässiger Partner Europas in Sachen Energiesicherheit.“ Er begrüße, dass die Europäische Union sich von russischen Gaslieferungen lösen und gemeinsam bei anderen Anbietern kaufen wolle, schrieb Haluschtschenko. Die Ukraine könne mit ihren Speichern zu diesem Solidaritäts- und Ausgleichsmechanismus beitragen. Gut einen Monat nach Beginn des Angriffskriegs von Kremlchef Wladimir Putin (69) gegen die Ukraine, erlaubt die Moskauer Börse kommende Woche erstmals wieder den Handel mit Aktien aller russischen Unternehmen.

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