Die erste Pressekonferenz des künftigen US-Präsidenten seit einem halben Jahr wurde eine laute Veranstaltung, bei dem Trump die „Russland-Affäre“ dementierte – und sonst eher wirr sprach.
11.01.2017 | 18:48 |
( DiePresse.com )
Mit Spannung war sie erwartet worden, die erste Pressekonferenz des designierten US-Präsidenten Donald Trump am Mittwoch in Washington. Er wird in wenigen Tagen das Amt von Barack Obama übernehmen. Die Pressekonferenz war die erste solche Veranstaltung seit gut einem halben Jahr, Trump (70) ist nicht eben für eine herzliche Beziehung zu den (meisten) Medien bekannt, was – zugegebenermaßer – häufig auch auf die umgekehrte Richtung zutrifft: So kam es bald durchaus zu Redegefechten zwischen Trump und einzelnen Reportern, unter anderem mit einem Vertreter von CNN, der in forderndem Ton verlangt hatte, eine Frage anbringen zu dürfen. Trump sagte, nein, er dürfe das nicht, und warf dem Journalisten „fake news“ – Fehlinformationen- vor.
Trump sprach, da waren sich die meisten Beobachter einig, vor allem in der ersten Hälfte der Veranstaltung in eher unstrukturierten, unklaren und inhaltsarmen Worten, ließ konkrete Pläne und die Angabe von Absichten meist aus und verbrachte viel Zeit damit, seine Mitarbeiter bis hin zu den Ministern zu loben und „großartig“ zu nennen, sie hätten „viel Talent“. „Ich bin sehr stolz auf das Kabinett“, sagte er, und der Antritt seiner Präsidentschaft werde „ein großer Tag“ sein. Das Amt des US-Präsidenten sei das „Beste, das Gott je geschaffen hat“.
Er begann, von Erfolgen bei der Rückverlagerung amerikanischer Autoproduktion in die USA bzw. der Neuansiedlung fremder Firmen zu sprechen. Er wechselte jäh zum Thema der eklatanten Kostenüberschreitung beim F-35-„Lightning II“-Kampfflugzeugprogramm, weswegen er „große und tolle Gespräche mit großartigen Generälen und Admirälen geführt habe“. Mit was für einem Resultat, sagte er nicht.
Über Gerüchte, Russland habe sich in US-Geheimdienste, Wahlbehörden und Parteicomputersysteme gehackt, reagierte er massiv ablehnend, er dürfe auch aus Geheimhaltungsgründen nicht darüber reden. „Kranke Leute“ steckten dahinter und vielleicht auch solche aus Russland, aber es gebe auch „andere Verdächtige“, worauf er China erwähnte.
„Wir werden sehen, was ich für ein Verhältnis zu Russland haben werde“, sagte er. Es sei nicht sicher, wie das aussehen werde. Er hoffe, dass er mit Präsident Wladimir Putin auskommen werde, aber das könne auch nicht so sein. Das aber seinerseits Putin offenbar ihn, Trump, möge, betrachte er „als Vorteil, nicht als Belastung“. Er selbst habe jedenfalls ein gutes Verhältnis zu Putin, und: „Es ist ein Asset, wenn Putin mich mag. “
Das Problem aber sei, dass Russland natürlich, jeder wisse das, massiv „verwanzt“ sei, in jedem Hotelzimmer dort gebe es Kameras, die so klein seien, dass man sie nicht finden könne – „und wollen sie, dass Bilder von ihnen in den russischen Abendnachrichten aufscheinen? “ Jedenfalls mache er derzeit, und auch seit längerer Zeit, keine Geschäfte in Russland, es gebe also insgesamt nichts, weshalb man ihn dort erpressen könnte.
Es werde auch keine Unvereinbarkeiten zwischen seinem Amt als Präsident und seiner Tätigkeit im Immobilienunternehmen „Trump Corporation“ geben. Vielmehr würden seine zwei ältesten Söhne Donald und Eric fortan die Geschäfte führen. Sheri Dillon, eine von Trumps Anwälten, wies bei einem jähen zwischenzeitlichen Auftritt in umständlichen juristischen Satzdrechseleien darauf hin, dass sich Trump von seinen Geschäftsinteressen „komplett isolieren“ werde. So etwas habe bei Nelson Rockefeller aus dem gleichnamigen Unternehmerclan, Vizepräsident von 1974 bis 1977 unter Gerald Ford, juristisch ja auch funktioniert.
Das Unternehmen werde fortan von den Söhnen als Trust geführt und sich Geschäften mit Auslandsbezug enthalten.
Im Übrigen sei die Gesundheitsreform von Obama, „Obamacare“, „großartig gescheitert“ und man solle sie am besten „implodieren“ lassen. Dafür werde er zeigen, wie man im Inland wieder Jobs schaffe, in North Carolina und South Carolina, Michigan oder Maryland. Die berühmte „Mauer“ gegen Mexiko werde gebaut, und man werde sicher nicht ein oder eineinhalb Jahre zuwarten damit. Ja, er möge die Regierung Mexikos und die Leute dort, Mexiko sei großartig. Doch werde man den illegalen Zustrom von dort nicht mehr dulden. Mexiko werde für die Mauer auch zahlen, wenngleich Trump sagte, die USA würden das Land auf welche Weise auch immer dafür entschädigen.
Trumps Pressesprecher hatte die Pressekonferenz übrigens sofort mit einem Rundumschlag auch gegen die anwesenden Medien begonnen, im Zuge dessen er „linksgerichteten Medienkreisen“ vor allem im Internet vorwarf, Lügen und falsche Behauptungen bezüglich der „Russland-Affäre“ zu streuen. Dabei geht es um angebliche Verstrickungen und Fehltritte Trumps in Russland inklusive sexueller Affären, aus denen Russlands Geheimdienst eine „Trump-Akte“ angelegt habe, um den neuen Präsidenten erpressen zu können.
Die tatsächlich seit Monaten vorliegenden, aber erst seit kurzem „hochkochenden“ Informationen nannte Trump zuvor „Falschinformationen“, sprach von „Hexenjagd“ und twitterte: „Leben wir eigentlich in Nazi-Deutschland? „. Trump kritisierte die US-Geheimdienste dafür, dass die Informationen publik wurden. Er sprach zudem von „betrügerischen Gegnern“ in den USA.
Wie Trump hatte auch Moskau zuvor die Berichte dementiert. „Das ist vollkommen ausgedacht, ist eine Ente“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Russland sammle weder Material über Trump noch über dessen demokratische Gegenkandidatin bei der Präsidentenwahl, Hillary Clinton. „Das ist eindeutig ein Versuch, die bilateralen Beziehungen zu stören“, sagte Peskow in Moskau.
(red./cnn)
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