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Türkei nach dem Referendum: Erdogans Sieg ist eine Niederlage

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Die gute Nachricht: Knapp die Hälfte der Türken hat Erdogan die Gefolgschaft verweigert. Vor allem ihnen sollte Europa nun Unterstützung zusichern. Ein Kommentar.
Dieser Sieg ist eine Niederlage. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sein Volk am Sonntag in ein Referendum gedrängt, das ihm beinahe uneingeschränkte Macht über die Strukturen seines Landes, über Parlament und Justiz, verschaffen kann. Er hat hunderttausende Menschen mit Verfolgung bedroht, er hat seine Widersacher ins Gefängnis gebracht, hat Angst gesät, Fernsehsender für seine Interessen missbraucht, jedwede demokratische Spielregel für eine Wahl missachtet und womöglich sogar die Wahl manipuliert. Und trotzdem haben am Sonntag knapp die Hälfte der Türken ihrem Staatsoberhaupt die Gefolgschaft verweigert.
Ja, Erdogans Referendum zur Einführung einer präsidialen Autokratie fand eine hauchdünne Mehrheit. Was sie aber nicht gefunden hat, das ist die Unterstützung der Türken. Ganz offensichtlich konnten weder Drohungen noch Einschüchterungen die Türken davon abhalten, zur Abstimmung zu gehen und ihrem Präsidenten die Grenzen aufzuzeigen. Das ist die gute Botschaft vom Ostersonntag: Die Menschen in der Türkei misstrauen dem Mann, der ihren Staat für seine Interessen kapern will und dem dabei jedes Mittel recht ist.
Das riesige Land in der Nachbarschaft Europas wird nach dem Verfassungsreferendum nicht zur Ruhe kommen. Sein Präsident hat es in eine Auseinandersetzung getrieben, die zur Spaltung bis tief in die Gesellschaft geführt hat.

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