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Tag der Deutschen Einheit: Aus einem fremden Land

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Als junger Westreporter erlebte ich den Freiheitswillen der DDR-Deutschen und wie daraus der Wunsch nach nationaler Einheit erwuchs. Es bewegte auch mich.
Ich kam im Sommer 1989 als junger Korrespondent nach Bonn, wo ich für die Nachrichtenagentur Reuters über Parlament und Regierung berichten sollte. Ich war gerade zum ersten Mal Vater geworden und dachte, ich könnte mich in Ruhe einarbeiten. Doch es wurde für mich die aufregendste Zeit meines Lebens.
Ich wurde nach Budapest geschickt, wo auf und vor dem Gelände der Bonner Botschaft Hunderte DDR-Bürger campierten, die in die Bundesrepublik auszureisen verlangten, so wie andere zur gleichen Zeit in den Botschaften in Prag und Warschau. Sie hatten in Ungarn Urlaub gemacht und hockten nun mit ihren Familien in ihren Trabis, in kleinen Campingwagen, Zelten oder auf dem Bordstein. Sie erzählten mir ihre Lebensgeschichten aus einem Land, das mir wie den meisten Westdeutschen, nicht nur den jungen, völlig fremd war. Für uns waren dieser merkwürdige zweite deutsche Staat und seine Bewohner weiter entfernt als jede ferne Galaxie.
Aber hier in der schönen ungarischen Hauptstadt begegnete ich Menschen, Deutschen wie mir, die einfach nur ihre Freiheit wollten. Die nicht mehr drangsaliert werden wollten, nicht mehr Schlange stehen müssen um das Lebensnotwendige. Sie sehnten sich nach einem Leben, in dem auch sie reisen könnten, wohin sie mochten, und in dem ihre Kinder lernen, studieren und einen Beruf ergreifen könnten nach ihrem Wunsch und dem ihrer Eltern – nicht nach dem Befehl von SED-Funktionären.

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