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Türkei: Inhaftierter US-Pastor Brunson kommt frei

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Der US-Pastor Brunson kommt frei. Die Entscheidung dürfte die amerikanisch-türkischen Beziehungen entspannen.
Der in der Türkei seit zwei Jahren festgesetzte US-Bürger Andrew Brunson kommt frei. Ein Gericht in Aliaga ordnete am Freitag die Aufhebung des Hausarrestes des Mannes an, dessen offizielle Fuktion als die eines Pastors angegeben wird. Zuvor hatten am Freitag überraschend die entscheidenden Zeugen ihre Aussage widerrufen, dass Brunson am Putsch-Versuch im Juli 2016 beteiligt gewesen sein soll.
Es ist bis heute unklar, ob Brunson ein unbescholtener US-Pastor oder ein Geheimdienst-Mitarbeiter ist.
Der US-Pastor Andrew Brunson wurde zwar zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren, einem Monat und 15 Tagen verurteilt. Da sich Brunson jedoch seit Ende Oktober 2016 in Haft befindet, hat er seine Strafe dem Gericht zufolge abgesessen. Er wurde entlassen und kann in die USA zurückkehren.
Am Freitag erfolgte vor dem 2. Schweren Strafgerichtshof von Izmir der 4. Verhandlungstag im Fall des US-Pastors Andrew Brunson, dem die türkische Staatsanwaltschaft Spionage vorwirft. Es sollten drei Zeugen angehört werden, die Brunson bei ihren Vernehmungen belastet hatten. Der Hauptbelastungszeuge Levent Kalkan, die Zeugin Büşra Fatma Ün und der Zeuge Yılmaz Demircan, die Brunson zuvor schwer belastet hatten, zogen ihre Aussagen zurück.
Kalkan sagte, dass nicht er persönlich gesehen habe, wie Brunson nach dem Putsch-Versuch vom 15. Juli 2016 Mitglieder der Gülen-Bewegung in den Räumlichkeiten der Kirche versteckt hat, berichtet die Zeitung Milliyet. Dies hätte ihm Demircan gesagt. Demircan bestritt das und sagte: „Ich habe Levent Kalkan zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass dort Mitglieder der FETÖ (Gülen-Bewegung, Anm. d. Red.) oder der PKK versteckt wurden. In den Räumlichkeiten habe ich nur Koreaner gesehen. Meine Aussage wurde falsch verstanden.“
Die Zeugin Ün sagte dem türkischsprachigen Dienst der BBC zufolge: „Ich kenne Brunson überhaupt nicht. Über die Anschuldigungen in der Anklageschrift habe ich keine Kenntnis.“
Der CNN-Reporter Ben Wedeman, der die Zeugenaussagen vor Ort beobachtete, teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit: „Die Zeugen der Anklage widersprachen früheren Zeugenaussagen und lieferten verwirrende Berichte.“
Brunson sagte: „Meine Verteidigung überlasse ich meinem Anwalt. Ich bin ein unschuldiger Mann und fordere meine Freilassung. Ich liebe Jesus. Ich liebe die Türkei.“
Um 14.38 (MET) plädierte der Staatsanwalt dafür, dass Brunsons Hausarrest und die Ausreisesperre ausgehoben werden. Er forderte stattdessen eine Gefängnisstrafe von zehn Jahren, berichtet das Blatt Dünya Gazetesi. Diese Forderung ist ungewöhnlich, da die Forderung einer Gefängnisstrafe für Ausländer in der Türkei immer mit einer Ausreisesperre einhergeht.
Bemerkenswert ist, dass Emre Uslu, ein hochrangiges Mitglied der Gülen-Bewegung, der in den USA lebt, am 27. August 2018 über Twitter mitgeteilt hatte: „Ihr regt euch umsonst auf. Schritt für Schritt wird er (Erdoğan, Anm. d. Red.) sich vom S400-Deal verabschieden und ihr werdet den Religionsmann Andrew Brunson freilassen. Und dies wird nicht solange dauern. Wir werden das gemeinsam sehen. Ich kenne die Seele von Erdoğan in- und auswendig. Er versucht einen Kuhhandel zu betreiben, um möglichst viel herauszuschlagen.“
Am 12. Oktober 2018 fühlte sich Uslu bestätigt und meldete über Twitter: „Schritt für Schritt. Habe ich es nicht gesagt? So ist das.“
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, hatte zuvor gesagt, dass die USA hoffnungsvoll seien, dass Brunson bald frei kommen werde. Allerdings wies sie Berichte, wonach eine Einigung mit der Türkei über Brunsons Freilassung getroffen wurde, zurück, berichtet CBS News.
Brunson und die Türkische Lira
Bemerkenswert ist, dass der Kurs der Türkischen Lira (TL) zum Dollar in den vergangenen zwei Monaten immer wieder auf den Fall Brunson reagiert hat. Am Freitagmorgen kostete ein Dollar 5,90 TL. Seit dem 17. August 2018 ist dieser Kurs aus Sicht des Werts der TL der beste gewesen. In der vergangenen Woche kostete ein Dollar noch durchschnittlich 6,20 TL. Die Zeitung Sözcü führt aus: „Der Fall Brunson wird von den internationalen Finanzmärkten aus der Perspektive der türkisch-amerikanischen Beziehungen genau beobachtet. Banker und Finanzanalysten gehen davon aus, dass die Wechselkursvolatilität sich auch weiterhin entweder stark negativ oder stark positiv entwickeln wird.“
Analysten bestätigten gegenüber der türkischen Wirtschaftszeitung Dünya Gazetesi, dass der Fall Brunson sich sehr stark auf den Wechselkurs auswirke.

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