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75 Jahre D-Day – Warum dieses Gedenken ein ganz besonderes war

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Vor 75 Jahren landeten Alliierte an der Nordküste Frankreichs. Von diesen Soldaten hing das Schicksal der Welt ab, sagt die Queen – und macht eine ungewöhnliche…
75 Jahre D-Day – Warum dieses Gedenken ein ganz besonderes war
Vor 75 Jahren landeten Alliierte an der Nordküste Frankreichs. Von diesen Soldaten hing das Schicksal der Welt ab, sagt die Queen – und macht eine ungewöhnliche Geste.
Der Weg in die Hölle war von Übelkeit begleitet. Schulter an Schulter und doch einsamer als je zuvor saßen die Männer in ihren schaukelnden Booten; kaum einer, der sich nicht übergeben musste, während Salzwasser auf die Stahlhelme prasselte und die hohen Wellen gegen die Boote schwappten. „Mir war egal, ob ich erschossen werde oder nicht, ich wollte nur runter vom Landungsboot und wieder festen Boden unter den Füßen spüren“, hat Veteran Robert Coupe aus dem englischen Blackpool mal vor einigen Jahren erzählt.
Es war kalt, miserables Wetter, und das Anfang Juni. Und als der Morgen graute, damals 1944, sah der 19-Jährige die vielen, vielen Kähne, die sich langsam der französischen Küste näherten – dem Inferno. Über den Soldaten die Bomber, vor ihnen die Sanddünen, dazu das Dröhnen der Geschütze, die deutsche Befestigungsanlagen beschossen. Die letzten langen Meter wateten die Soldaten durchs kalte Wasser, bis zur Achselhöhle reichte es Robert Coupe, dessen Einheit bei der Schlacht um Caen zum Einsatz kam. Unzählige sollten nicht lebend den Strand erreichen. Es wurde so viel geschossen und gebombt, dass kaum noch jemand erkannte, aus welcher Richtung die Granaten und Kugeln kamen. Und doch wussten die Männer, dass sie gerade Geschichte schrieben.
Mit dem Morgen des 6. Juni wurde der Beginn des Endes des Zweiten Weltkrieges eingeläutet. So jedenfalls bezeichnet die Öffentlichkeit in Großbritannien gerne diesen historischen Tag, als mehr als 155.000 Soldaten in der französischen Normandie landeten. Welche überragende Bedeutung dieses Ereignis noch heute für das Königreich hat, zeigt am Mittwoch ein ungewöhnlicher Moment bei der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag im südenglischen Portsmouth. Als einige der etwa 300 anwesenden Veteranen die Bühne betreten, unter ihnen der 99-jährige John Jenkins, und Beifall aufbrandet, erhebt sich selbst Königin Elizabeth von ihrem Platz, was nun wirklich nicht jeden Tag vorkommt. Als sie über die „vielen mutigen Männer“ spricht, sagt sie: „Das Schicksal der Welt hing von ihrem Erfolg ab.“
Der D-Day also. So nennt man im Englischen den Stichtag für eine militärische Operation. Ob das jetzt für „Departure Day“ (wörtlich: Tag der Abreise) steht oder für „Decision Day“ (Tag der Entscheidung) oder für etwas ganz anderes, ist umstritten. Jedenfalls startete im Juni 1944 mit dem D-Day die Operation Overlord, durch die Anti-Hitler-Koalition unter Federführung der USA und Großbritanniens eine Westfront eröffnete. Gut 4000 Landungsboote brachten tausende Männer, aus den USA und Großbritannien, aus Frankreich, Polen, Kanada oder Australien, an den rund 30 Kilometer langen Küstenstreifen, den die Alliierten in fünf Zonen eingeteilt hatten. Im Hinterland der Küste sprangen zudem rund 23.000 Soldaten mit Fallschirmen ab.
Die deutsche Wehrmacht hatte mit einer Invasion weiter nördlich bei Calais gerechnet, wo deshalb die meisten Divisionen stationiert waren. Es kam anders. Am Ende hatten die Deutschen „der größten alliierten Invasion, die jemals gebildet wurde“, wie es der britische Historiker Toby Haggith vom renommierten Imperial War Museum nennt, lediglich 50.

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