Home United States USA — mix Raiffeisen: Ab dem 25. Januar steht Vincenz vor Gericht

Raiffeisen: Ab dem 25. Januar steht Vincenz vor Gericht

77
0
SHARE

Am 25. Januar beginnt der Strafprozess gegen den früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz und seinen engsten Mitarbeiter Beat Stocker. Es ist der grösste Wirtschaftsstrafprozess des letzten Jahrzehnts. Worum geht es? Was sind die Vorwürfe? Wie geht es jetzt weiter? Ein Überblick.
Am 25. Januar beginnt der Strafprozess gegen den früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz und seinen engsten Mitarbeiter Beat Stocker. Es ist der grösste Wirtschaftsstrafprozess des letzten Jahrzehnts. Worum geht es? Was sind die Vorwürfe? Wie geht es jetzt weiter? Ein Überblick. Pierin Vincenz muss sich ab dem 25. Januar vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten. Manche Medien müssen draussen bleiben Zahlreiche Journalisten, die sich für den ab Dienstag (25.1.) stattfindenden Strafprozess gegen Pierin Vincenz und sechs Mitangeklagte akkreditiert haben, können voraussichtlich nicht der ganzen Verhandlung beiwohnen. Dies, weil an gewissen Tagen nur kleine Säle zur Verfügung stehen. Die Durchführung des Prozesses, so viel war längst klar, würde eine logistische Herausforderung sein. Einerseits wegen des Ortes: Die Verhandlung führt das Bezirksgericht Zürich nicht in den eigenen Gerichtssälen, sondern im nahe gelegenen Volkshaus durch. Dort sollten im Theatersaal rund 60 Medienschaffende Platz finden, um über den Prozess berichten zu können. Dem Grundsatz der Gerichtsöffentlichkeit würde damit Genüge getan, auch wenn keine weiteren Besucher dem Prozess beiwohnen können. Dieser Setup sollte auch der Covid-19-Pandemie Rechnung tragen. Die akkreditierten Journalisten erhielten Zugang zum Saal, wenn sie 2G-Zertifikat vorweisen könnten. Am Freitagnachmittag (21.1.) hat die Gerichtsorganisation den Medienschaffenden indes mitgeteilt, dass der dritte und der vierte Prozesstag in einem deutlich kleineren Saal stattfinden werden. An diesen Tagen sollen nun nur rund 15 respektive 25 Journalisten zugelassen werden; erst am fünften Prozesstag vom 9. Februar könnten wiederum alle 60 angemeldeten Journalisten teilnehmen. Zahlreiche kleinere Medien – auch solche, die sich im Vorfeld ausgiebig mit dem Fall befasst haben – würden somit einen Teil des Prozesses verpassen. Darüber hinaus bereitet auch der Zeitplan Herausforderungen: Zunächst wurden vom zuständigen Richter für die Hauptverhandlung vier Prozesstage Ende Januar eingeplant, dazu der Ersatztermin am 9. Februar. Da am Prozess indes sieben Angeklagte mit ihren Anwaltsteams beteiligt sind, die befragt werden müssen und Plädoyers halten, äusserten Beobachter schon früh Zweifel, ob dies ausreichen würde. Die Verteidigung müsste sich bei der Länge ihrer Plädoyers vermutlich einschränken. Die neusten Entwicklungen: Wie lautet die Anklage gegen Pierin Vincenz? Am 3. November 2020 hat die Staatsanwaltschaft Zürich III nach fast dreijährigen Untersuchungen Anklage in der Causa Pierin Vincenz erhoben. Ende Januar 2022 soll die Hauptverhandlung vor dem Bezirksgericht Zürich stattfinden. Angeklagt sind: Von den Richtern des erstinstanzlichen Bezirkgerichts Zürich werden konkret die Vorgänge bei folgenden Übernahmen seitens Raiffeisen bzw. Aduno genau geklärt: Die Akqusitionen der Commtrain Card Solution, der Genève Credit & Leasing (GCL) und der Eurokaution durch die Aduno. Sowie die Akquisition der Investnet und einer weiteren, in der Pressemitteilung nicht genannten Gesellschaft durch die Raiffeisen. Nicht im Fokus der Staatsanwaltschaft soll die Höhe des Kaufpreises für die bezahlten Übernahmen liegen. Die neuesten Entwicklungen dazu. Neue Erkenntnisse tauchten inzwischen zum Fall Investnet sowie zum Fall Commtrain auf. Was war der Auslöser der Krise bei Raiffeisen? Den Stein ins Rollen gebracht haben Vorwürfe der ungetreuen Geschäftsbesorgung gegen Pierin Vincenz und den ehemaligen Aduno-Chef Beat Stocker. Vereinfacht gesagt geht es sowohl im Verfahren der Finanzaufsicht Finma als auch in der Strafuntersuchung der Zürcher Staatsanwaltschaft um die Frage, ob die beiden sich an Transaktionen auf ungerechtfertigte Weise bereichert haben, indem sie auf beiden Seiten des Verhandlungstisches – als Käufer und als Verkäufer – sassen, ohne dies offenzulegen. Im Fokus stehen die Übernahmen und Beteiligungen von der Raiffeisen-Gruppe und der Kreditkartengesellschaft Aduno an mehreren Start-ups, so Commtrain, Investnet, Commtrain und weitere. Der Fall Aduno – Commtrain Auslöser der Strafuntersuchung war der Verkauf der Firma Commtrain Card Solutions an die Aduno-Gruppe im Jahr 2007. Als Pierin Vincenz Präsident der Kreditkartenfirma Aduno war, kaufte diese das Unternehmen Commtrain Card Solutions. Pikant ist, dass diese Firma, die Software für das kontaktlose Zahlen entwickelte und vertrieb, teilweise dem Raiffeisen-CEO gehörte. Denn kurz zuvor hatten sich Stocker und Vincenz verdeckt an Commtrain beteiligt. Aduno hat Mitte Dezember 2017 eine Anzeige gegen Vincenz und Stocker eingereicht. Es besteht der Verdacht der ungetreuen Geschäftsbesorgung. Bei keiner Transaktion liegen so viele Hinweise vor, dass sich Vincenz mit Hilfe von anderen wohl auch privat bereichert hat. Im Juni 2005 hatte Rechtsanwalt Beat Barthold in Zug die Treuhandgesellschaft i-Finance-Management (iFM) gegründet. Zweck war eine Beteiligung an Commtrain. Vincenz und Stocker beteiligten sich über zwei Jahre hinweg verdeckt über iFM an der Commtrain. Als es um den Entscheid ging, ob Aduno Commtrain kaufen soll, votierten Vincenz, damals Raiffeisen-Chef und Verwaltungsratspräsident von Aduno, und Stocker, damals Verwaltungsratsmitglied und Chef von Aduno, dafür. Ihre privaten Käufe – sie hielten damals über i-Finance 60% an der Commtrain – legten sie nicht offen. Aduno übernahm 100% der Commtrain für 7 Mio. Fr. An die iFM gingen 4,2 Mio. Fr., davon flossen 1,7 Mio. Fr. in Vincenz’ und wohl auch in Stockers Privatkasse. Allerdings hielten beide diese Beteiligungen vor Raiffeisen und Aduno geheim. Wie das Trio Vincenz, Stocker und Barthold mit sich selber verhandelte, lesen Sie hier. Der Fall Raiffeisen – Investnet Die Staatsanwaltschaft prüft in einem zweiten Fall die Abläufe bei der Übernahme der Firma Investnet durch die Raiffeisen. Auch hier dürften die Vorgänge rund um den Kauf der Herisauer Investmentgesellschaft im Jahr 2012 interessieren.

Continue reading...