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Wertschätzung ist das Gebot der Stunde – nicht Wehrpflicht

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Angesichts des Krieges ist der Ruf, die Wehrpflicht in Deutschland wieder einzuführen, ein verständlicher Reflex. Doch Zwang sorgt nicht nur für ökonomische Ineffizienz, sondern rächt sich auch bei der Wehrbereitschaft. Die Erfolgsdevise lautet anders.
878 Tage habe ich Militärdienst geleistet – als Milizoffizier zuletzt im Schweizer Armeestab. Danach war ich an der Universität der Bundeswehr in Hamburg als Ökonomieprofessor sieben Jahre lang damit beschäftigt, deutsche Offiziere auf ihrem Weg zu gesamtgesellschaftlich verantwortlich handelnden „Staatsbürgern in Uniform“ zu unterstützen. Diese Fakten sind deshalb von Belang, weil sie mein stets klares Bekenntnis zur militärischen Wehrhaftigkeit und zur unverzichtbaren Notwendigkeit wehrtüchtiger Armeen belegen. Ich habe persönlich enorm viel von meiner soldatischen Ausbildung und mehr noch von meinen Erfahrungen als Truppenoffizier, Stabsgehilfe und Führungskraft profitiert. Ja, es war wohl sogar so, dass ich in Rekruten- und Offiziersschule, als Funker auf einem Schützenpanzer oder als Nachrichtensoldat in einem Kommandoposten Fähigkeiten trainieren und Kompetenzen erlagen konnte, die ich im universitären Elfenbeinturm so niemals erworben hätte, die mir aber bei akademischer Karriere und beruflichem Werdegang unschätzbare Dienste leisteten – die mich also dahin brachten, wo ich heute stehe. Trotz meiner eindeutigen Positionierung „für eine Armee“ war ich immer „gegen die Wehrpflicht“. Denn der liberale Ökonom in mir ist nicht nur prinzipiell skeptisch, wenn es um Zwang geht. Er kann auch schlüssig nachweisen, dass Freiwilligenarmeen wirtschaftlich die beste aller Alternativen darstellen. Wer aus innerer Überzeugung zum Soldaten wird, ist motivierter, engagierter und damit leistungsfähiger als jene, die gegen ihren eigenen Willen tun sollen, was sie freiwillig nie tun würden. Männer ihren zivilen Berufen zu entreißen, entzieht zudem der Wirtschaft Fachkräfte, die dringender denn je benötigt werden. Wenn Philosophen im Schützengraben kämpfen oder IT-Spezialisten Wache schieben, werden fundamentale Grundgesetze einer modernen arbeitsteiligen Marktwirtschaft zerstört und unstrittige Vorteile der Spezialisierung beiseitegeschoben. Ökonomische Ineffizienz ist die Folge.

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