Es ist eine traurige Bilanz der Menschenrechtslage, die Human Rights Watch (HRW) für das Jahr 2016 zieht, und ein düsterer Blick in die Zukunft.
Populisten weltweit gewinnen an Macht, und mit ihnen verbreiten sich Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Frauenfeindlichkeit , mahnte HRW-Direktor Kenneth Roth bei der Vorstellung des 27. Jahresberichts der Menschenrechtsorganisation.
„Der Aufstieg des Populismus’ bedroht die Menschenrechte im Innersten.“ Der nächste US-Präsident Donald Trump und verschiedene Politiker in Europa behaupteten, die Öffentlichkeit akzeptiere Menschenrechtsverletzungen als angebliche Notwendigkeit, wenn dadurch Arbeitsplätze gesichert, kulturelle Veränderungen verhindert oder Terroranschläge gestoppt werden, sagte Roth.
„Diese Geringschätzung der Menschenrechte kann mit großer Wahrscheinlichkeit in die Tyrannei führen.“
Das Bewusstsein für die Bedeutung der Menschenrechte, die in Reaktion auf die Schrecken des Zweiten Weltkriegs in internationalen Abkommen festgeschrieben wurden, sei weltweit im Rückgang.
Stattdessen erhebe sich eine Bewegung, die vorgibt, für die Mehrheit zu sprechen und deren Rechte und wirtschaftliche Stellung schützen zu wollen, doch stattdessen ihre eigene Macht an die Stelle von Rechtsstaatlichkeit und Rechenschaftspflicht setze.
► Ein Beispiel dafür sei die aktuelle Entwicklung in der Türkei, wo Präsident Erdogan nach dem Putschversuch Freiheiten beschneide und seine verfassungsrechtliche Macht ausbaue. Oder China, wo Staatschef Xi Jinping so hart gegen Kritiker vorgehe wie seit der Tiananmen-Ära nicht mehr, vorgeblich um die Wirtschaft voranzutreiben. Oder in Europa, wo Populisten versuchten, wirtschaftliche Probleme auf Zuwanderer zu schieben. Oder auf den Philippinen, wo Präsident Duterte die massenhafte Hinrichtung mutmaßlicher Drogenhändler und -konsumenten (sowie der Kritiker dieses Vorhabens) fordere.
► Auch der Erfolg von Donald Trumps Kampagne im US-Präsidentschaftswahlkampf sein ein „Musterbeispiel“ für diese Politik der Intoleranz gewesen, schreibt Roth in einem Essay zum Bericht. Trump habe die Grundprinzipien von Würde und Gleichheit immer wieder verletzt.
„Es gibt heute wieder die Tendenz zu glauben, dass Kraftmeierei die beste Lösung ist. Wenn man sich aber Putin in Russland oder Xi Ijinping in China anschaut, muss man erkennen, dass mit schlechter werdender Wirtschaft die Unterdrückung friedlicher Opposition wächst, mit einhergehender Willkür und Korruption“, sagte Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, zu BILD.
Die internationale Gemeinschaft schwimme in weiten Teilen mit dem Strom und stelle sich nicht entschieden gegen den Populismus. Viele westliche Politiker hätten offenbar das Vertrauen in die Menschenrechte verloren und setzten sich nur halbherzig für deren Schutz ein.
„Was wir aber brauchen, ist ein wahhaftiges, robustes Bekenntnis zu Menschenrechten“, fordert Michalski.
„Politiker müssen ihren Wählern erklären, dass die Wahrung der Menschenrechte das beste Mittel gegen Korruption und Willkür sind. Es ist ganz simpel: Wir müssen mit anderen Menschen genauso umgehen wie wir es für uns selbst erwarten.“
Sollten sich der Ruf nach einem starken Führer und die Stimmen der Intoleranz durchsetzen, drohe der Welt „eine dunkle Ära“, warnt Roth.
„Man sollte niemals die Neigung der Demagogen unterschätzen, die Rechte der ‚anderen‘ zunächst in unserem Namen zu opfern, nur um dann – wenn ihre wahre Priorität, der Machterhalt, gefährdet ist – auch unsere Rechte über Bord zu werfen.“
Das Thema Zuwanderung stehe weltweit an der Spitze der Liste „gefühlter Bedrohungen“, mahnte die Menschenrechtsorganisation. Bei diesem Thema würden sich „die Sorgen um die kulturelle Identität, die wirtschaftlichen Chancen und den Terrorismus“ überschneiden.
Populisten nutzten dieses Klima, um ein verzerrtes Bild zu zeichnen, als würden die Grundrechte nur Terrorverdächtige schützen, auf Kosten der Sicherheit und des Wohlstands aller.
Besonders in Europa rechtfertigten Politiker die Feindseligkeit gegenüber Zuwanderern mit der Behauptung, dass diese die in vielen Herkunftsländern herrschende Unterdrückung von Frauen, Schwulen und Lesben importieren wollen würden, sagte Roth. „Die einzig richtige Antwort auf diese Formen der Repression ist jedoch, sie abzulehnen – schließlich sind sie der Grund, warum viele der Migranten geflohen sind – und dafür zu sorgen, dass alle Mitglieder der Gesellschaft die Rechte aller anderen achten.“
„Eine falsche Antwort hingegen ist es, einem Teil der Gesellschaft – im heutigen Umfeld typischerweise Muslimen – Rechte zu verweigern, um dadurch vermeintlich die Rechte anderer zu schützen. Eine selektive Anwendung untergräbt die Universalität der Menschenrechte und damit ihren Kerngehalt.“
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