Deutschlands Exportunternehmen haben trotz der Schwäche des Welthandels das dritte Rekordjahr in Folge hingelegt. Waren im Wert von 1,21 Billionen Euro gingen 2016 ins Ausland.
Die deutsche Wirtschaft hat 2016 einen Exportüberschuss in Rekordhöhe erzielt. Die Ausfuhren übertrafen die Einfuhren um 252,9 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. « Damit wurde der bisherige Höchstwert von 244,3 Milliarden Euro aus dem Vorjahr deutlich übertroffen. » Die Zahlen dürften die internationale Kritik am deutschen Wirtschaftsmodell befeuern, zumal es auch dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ein Dorn im Auge ist. Dessen Wirtschaftsberater wirft Deutschland vor, sich auf Kosten der USA mit Hilfe eines deutlich unterbewerteten Euro unfaire Handelsvorteile zu erschleichen.
Die Exporte legten im vergangenen Jahr um 1,2 Prozent zu auf den Höchstwert von gut 1,2 Billionen Euro. Dabei wuchs das Geschäft mit den EU-Ländern um 2,2 Prozent, während das mit dem Rest der Welt um 0,2 Prozent schrumpfte. Der Außenhandelsverband BGA rechnet fürs laufende Jahr mit einem Exportplus von bis zu 2,5 Prozent auf rund 1,23 Billionen Euro.
« Das Zahlenwerk zeigt einmal mehr, dass das Jahr 2016 für die deutsche Exportwirtschaft nicht unbedingt das beste war », sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. « Die Krise in den Schwellenländern wog für viele Unternehmen schwer. » Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hält einen Anstieg der Ausfuhren von drei Prozent 2017 für möglich. « Hoffnung besteht für das laufende Jahr dank stabiler Wachstumsraten in Europa und guter Aussichten in Asien », sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Sorge bereite den Unternehmen eine Zunahme protektionistischer Vorhaben wie die Ankündigung der neuen US-Regierung, Importzölle einzuführen. Am Jahresende lief das Geschäft allerdings unerwartet schlecht. Die Ausfuhren fielen im Dezember um 3,3 Prozent zum Vormonat und damit dreimal so stark wie von Ökonomen erwartet. Das war der kräftigste Rückgang seit August 2015. Die Importe blieben am Jahresende dagegen stabil. Im gesamten abgelaufenen Jahr kletterten sie um 0,6 Prozent und erreichten mit 954,6 Milliarden Euro ebenfalls einen Höchstwert.
Der Rekordüberschuss wird den Konflikt mit den USA und innerhalb der EU verstärken », warnte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. « Dass die deutsche Wirtschaft sehr viel mehr exportiert als importiert, ist Anlass zur Sorge und kein Grund stolz zu sein. » Problematisch seien nicht die vielen Exporte, sondern die schwache Entwicklung der Importe. Diese seien das Ergebnis einer großen Investitionslücke. « Diese verursacht hohe wirtschaftliche Kosten für Deutschland, denn sie reduziert die Produktivität, Einkommen und schadet letztlich dem Wirtschaftsstandort Deutschland », sagte Fratzscher. (rtr)
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