Домой Deutschland Deutschland — in German Ermordung von Haitis Präsident Moïse

Ermordung von Haitis Präsident Moïse

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Haitis umstrittener Staatschef Jovenel Moïse wurde von Unbekannten erschossen. Nach dem Mord droht die von Kriminalität und Armut gezeichnete Karibikinsel in noch tieferes politisches Chaos zu stürzen.
Die Mörder kamen um ein Uhr morgens, eine größere Gruppe in dunklen Uniformen mit schweren Waffen. Ein vor Angst erstarrter Nachbar hält den Überfall auf die Residenz von Haitis Staatschef Jovenel Moïse in Pelerin, einem der besseren Vororte von Port-au-Prince, auf einem Handyvideo fest. Es dauert nur 35 Sekunden. Der Anführer des Killerkommandos behauptet darin in US-amerikanisch klingendem Englisch, die nächtliche Aktion sei eine Operation der US-Antidrogenbehörde DEA.»Alle zurücktreten, DEA-Operation«, brüllt er. Haitianische Regierungsbeamte dementierten das später. Sie behaupteten, die Mörder Moïses seien»Söldner« gewesen. Die offenbar auch mit Handgranaten ausgerüsteten Angreifer verschafften sich am frühen Mittwochmorgen Zutritt zum Anwesen des Politikers und erschießen den 53-jährigen. Seine Frau Martine liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Moïse war seit Anfang 2017 im Amt und regierte seit Februar auf der Basis von Dekreten. Seine politische Legitimation war schon lange umstritten, er sah sich immer öfter mit gewaltsamen Protesten konfrontiert. US-Präsident Joe Biden sagte, er sei»schockiert« von dem Mordanschlag.»Wir verurteilen diesen abscheulichen Akt«. Er wünsche der verwundeten Ehefrau des getöteten Präsidenten schnelle Genesung, teilte er mit. Haiti droht ein gefährliches politisches Vakuum Mindestens so groß wie die Sorge um Martine Moïse dürfte Bidens Sorge um die politische Stabilität des Inselstaats sein. Das ohnehin seit Jahrzehnten schwer von Gewalt gezeichnete Karibikland könnte durch das Attentat noch tiefer ins Chaos und eine Spirale der Gewalt fallen. Denn Haiti, das sich mit der Dominikanischen Republik die Insel Hispaniola teilt, hat keinen Politiker, der umgehend die Nachfolge des ermordeten Staatschefs antreten könnte. Erst Anfang dieser Woche hatte Moïse mit Ariel Henry einen neuen Premierminister berufen, der das Land in den kommenden zwei Monaten auf Wahlen vorbereiten sollte. Henry ist aber noch nicht vereidigt, also formal nicht im Amt. Aktuell gibt es auch keinen Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs, der laut Verfassung jetzt Interimspräsident werden würde. Gerichtspräsident René Sylvestre verstarb vergangene Woche an den Folgen einer Corona-Infektion. So droht Haiti nun ein gefährliches politisches und verfassungsrechtliches Vakuum.

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