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Linken-Kandidat Tim Detzner: "Chemnitz macht sich oft kleiner, als es ist"

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Am 26. September ist in Deutschland Bundestagswahl. TAG24 sprach mit dem Direktkandidaten der Linken Tim Detzner (42) aus Chemnitz. | TAG24
Chemnitz — Wer wird die Stimme der Chemnitzer im Bundestag? In den kommenden Tagen stellt TAG24 alle Direktkandidaten für die Bundestagswahl vor, die für den Chemnitzer Wahlbezirk antreten und einer der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien angehören. Heute: Tim Detzner (42, Linke). Er möchte mit seiner Wahl neue Impulse setzen und für frischen Wind sorgen. TAG24: Herr Tim Detzner, wo sehen Sie die größte Stärke von Chemnitz – wo die größte Schwäche? Detzner: Es ist eine sehr grüne und vielfältige Stadt: Mit großstädtischem Flair in der Innenstadt und ländlichen Vorteilen in den äußeren Ortsteilen. Mich bewegt die Geschichte als Industrie- und Arbeiterstadt. Eine Kommune, die viele Transformationsprozesse durchgemacht hat und es immer wieder geschafft hat, sich neu zu erfinden. Die größte Schwäche ist, sich selbst in positivem Licht zu sehen. Chemnitz macht sich oft kleiner, als es ist. Kaum einer in Deutschland hat auf dem Schirm, dass es sich hier um die viertgrößte Stadt im Osten handelt. TAG24: Für welche Chemnitzer Belange würden Sie sich im Bundestag stark machen? Detzner: Ein wichtiger Punkt ist natürlich die Fernbahnanbindung. Hier ist mir wichtig, dass nicht nur über Chemnitz-Leipzig geredet wird, sondern auch über die Mitte-Deutschland-Verbindung, den IC von Dresden nach Düsseldorf über Chemnitz. Also auch die Anbindung an den IC-Knoten Erfurt. Die Forderung nach einer umfassenden Mobilitätswende käme Chemnitz ebenso zugute – der kostenlose ÖPNV und die Transformation von Chemnitz weg von der reinen Autostadt. Außerdem fordern wir höhere Löhne und eine solidarische Mindestrente. TAG24: Daneben fordern sie deutliche höhere Ausgaben für eine Grundsicherung und eine Anhebung des Mindestlohns. Auf der anderen Seite massive Senkungen bei Erbschafts-, Einkommens- und Umsatzsteuer – wie soll das alles gleichzeitig funktionieren? Detzner: Das funktioniert ganz klar. Bei der Steuerpolitik geht es uns darum, den Steuerbauch in der Mitte abzuschmelzen – also niedrige und mittlere Einkommen deutlich zu entlasten und höhere Einkommen stärker zu belasten. Wir wollen die Erbschaftssteuer dahingehend reformieren, dass auf große Erbschaften vernünftig Steuern bezahlt werden. Wir wollen die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und eine einmalige Vermögensabgabe, um die Folgen der Coronakrise abzufedern. Das bringt durchgerechnet bis zu 90 Milliarden mehr in den Staatshaushalt. TAG24: Wer viel hat, soll stärker zur Kasse gebeten werden? Detzner: Aber es geht nicht darum, sie übermäßig zur Kasse zu bitten. Uns Linken geht es um eine gerechte Verteilung. Das heißt, dass starke Schultern auch etwas mehr tragen müssen. Zurzeit zahlen Einkommensmillionäre aber anteilig deutlich weniger Steuern als Normalverdiener. Wer ein geringes Einkommen hat, wird allein durch Einkommens- und Mehrwertsteuer deutlich mehr belastet. Und es gibt auch Superreiche, die das selbst für sich fordern. Es ist ja Fakt, dass die Umverteilung von unten nach oben in den vergangenen Jahren enorm zugenommen hat. Das reichste Prozent in Deutschland hält 35 Prozent des gesellschaftlichen Vermögens. Mit dem Linken Steuerkonzept kann man dieses Ungleichgewicht ein Stück weit beheben und in die Bereiche Bildung, Infrastruktur, Klimawandelpolitik und Soziale Gerechtigkeit investieren.

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