US-Angriff in Syrien: Dritte UN-Sitzung in drei Tagen
In New York berät zur Stunde der UN-Sicherheitsrat in einer Sondersitzung über den US-Angriff auf eine syrische Militärbasis. Generalsekretär Guterres rief zur Deeskalation auf. Doch der Konflikt zwischen Washington und Moskau droht zu einer ernsten diplomatischen Krise zu werden.
In New York berät zur Stunde der UN-Sicherheitsrat in einer Sondersitzung über den US-Angriff auf eine syrische Militärbasis. Generalsekretär Guterres rief zur Deeskalation auf. Doch der Konflikt zwischen Washington und Moskau droht zu einer ernsten diplomatischen Krise zu werden.
Der UN-Sicherheitsrat ist in New York zum dritten Mal an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu einer Sondersitzung zum Syrienkrieg zusammengekommen. Zum Auftakt des Treffens rief Generalsekretär António Guterres zur Zurückhaltung in dem Konflikt auf. Ein UN-Sprecher erklärte weiter, alle Handlungen in Syrien müssten sich an internationalem Recht orientieren. Er kritisierte zudem, die syrische Regierung begehe Verbrechen gegen die Menschlichkeit an der eigenen Bevölkerung. Zuvor waren zwei Sitzungen des Gremiums am Mittwoch und Donnerstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
Der britische Botschafter bei den Vereinten Nationen nannte Syriens Präsidenten Bashar al-Assad einen Kriegsverbrecher. Zudem kritisierte er die Haltung Russlands: «Hätte Moskau nicht bereits sieben UN-Resolutionen zu Syrien verhindert, hätte Machthaber Assad bereits Strafen erfahren. «
International löste das US-Vorgehen heftige Reaktionen aus. Der russische Präsident Wladimir Putin verurteilte das Bombardement als «Aggression gegen eine souveräne Nation». Es verletzte internationales Recht und sei ein ernsthaftes Hindernis für die weitere Zusammenarbeit der Länder.
Russland zog auch bereits erste Konsequenzen. Eine direkte Kommunikationslinie, über die Moskau und Washington ihre Kampfeinsätze abgesprochen hatten, um Kollisionen in der Luft zu verhindern, wurde gekappt. Zudem kündigte das Verteidigungsministerium in Moskau an, Syrien beim Ausbau seiner Luftabwehr zu unterstützen, damit es in Zukunft besser gerüstet ist. Assad, nannte den Einsatz «rücksichtslos und unverantwortlich».
Unterstützung kam dagegen aus EU-Staaten. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel nannte den US-Angriff «nachvollziehbar». Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande sagten in einer gemeinsamen Erklärung, Präsident Assad trage die alleinige Verantwortung für diese Entwicklung: «Sein wiederholter Einsatz von chemischen Waffen und seine Verbrechen gegen die eigene Bevölkerung verlangten eine Sanktionierung. «
EU-Ratspräsident Donald Tusk erklärte: «Die USA demonstrieren mit den Luftangriffen die Entschlossenheit, die es angesichts der barbarischen chemischen Angriffe braucht. » Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, es sei ein «konkreter Schritt» gegen Assad, die USA müssten aber weitere Taten folgen lassen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, Trump habe die «starke und eindeutige Botschaft» übermittelt, dass der Gebrauch und die Verbreitung von Chemiewaffen nicht toleriert würden.
Der US-Angriff stellt nach Meinung vieler Beobachtern eine Kehrtwende der Syrien-Politik von US-Präsident Trump dar. NDR-Militärexperte Andreas Flocken sieht in dem Vorgehen «eine relativ schnelle und spontane Strafaktion». für den Giftgasangriff in Chan Scheichun. Trump wolle zeigen, dass er reagiert — nicht nur gegenüber Assad, sondern auch nach innen.
Fragen wirft allerdings seine weitere Strategie auf. Vieles spricht wohl dafür, dass es Trump bei diesem einen Angriff belassen könnte. «Ihm fehlt die Strategie», sagt die Washington-Korrespondentin der ARD, Sandra Ratzow. Denn sollte der Vergeltungsschlag verpuffen, könnten die USA bald zu weiteren militärischen Schritten gezwungen sein — was Trump wohl nicht beabsichtige. Es sei auch möglich, dass die Terrororganisation IS eine Schwäche des syrischen Regimes nutze, um die Vormacht in der Region zu erhalten.
© Source: http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-angriff-109.html
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