Von einer «neuen Art der Bedrohung» spricht Ministerpräsident Netanyahu nach dem Lkw-Anschlag in Jerusalem. Jetzt sollen noch mehr Betonblöcke und noch mehr Härte gegen mutmaßliche IS-Anhänger für noch mehr Sicherheit sorgen.
Nach dem Lkw-Anschlag mit vier Toten in Jerusalem hat die israelische Regierung eine Reihe von neuen Sicherheitsmaßnahmen beschlossen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte an, zum Schutz vor weiteren Angriffen dieser Art in Jerusalem und an anderen Orten noch mehr Betonblöcke aufstellen zu wollen. Israelische Geheimdienste arbeiteten außerdem intensiv daran, potenzielle Einzeltäter schon im Voraus zu identifizieren.
Israel sehe sich nach dem Anschlag mit einer neuen Art des Angriffs konfrontiert, so Netanyahu. Er sprach von einer Attacke eines einzelnen Attentäters, der sich innerhalb von Sekunden entschließe, zuzuschlagen. Bei der gezielten Fahrt eines Palästinensers in eine Gruppe von Soldaten waren am Sonntag drei Frauen und ein Mann im Alter von 20 bis 22 getötet und 17 weitere verletzt worden. Der 28-jährige Attentäter war bei dem Anschlag erschossen worden.
Der Attentäter war als Palästinenser aus dem arabischen Ostteil Jerusalems identifiziert worden. Israels Ministerpräsident vermutet die Terrormiliz «Islamischer Staat» hinter der Tat; allen Anzeichen nach sei er IS-Anhänger gewesen. Bislang bekannte sich niemand zu der Tat.
Israel zieht dennoch Konsequenzen aus der Attacke und will künftig entschlossener gegen IS-Anhänger vorgehen. Nach einer Entscheidung des Sicherheitskabinetts sollen sie verstärkt in sogenannte Administrativhaft genommen werden dürfen. Diese erlaubt es, Häftlinge für jeweils verlängerbare Zeiträume von sechs Monaten ohne offizielle Anklage festzuhalten. Menschenrechtler kritisieren diese Praxis immer wieder scharf.
Im Zuge einer Polizeiaktion in Ost-Jersualem, dort, wo der Attentäter wohnte, wurden bislang neun Personen festgenommen, unter ihnen fünf Familienmitglieder des palästinensischen Attentäters. Das teilte eine Polizeisprecherin mit. Zudem soll das Haus des Attentäters im Viertel Dschabel Mukaber nun rasch zerstört werden. Seine Leiche, so entschied das Sicherheitskabinett, wird nicht an die Familie übergeben.
Ministerpräsident Netanyahu sieht mögliche Parallelen zwischen dem Lastwagen-Anschlag und ähnlichen Attacken in Europa. «Wir wissen, dass es hier eine Serie von Anschlägen gibt, und es kann durchaus sein, dass eine Verbindung zwischen ihnen besteht, erst Frankreich und Berlin, und jetzt Jerusalem», sagte Netanyahu.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Bundesregierung äußerten sich tief erschüttert über die Attacke. Mit Blick auf den Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin sagte Regierungssprecher Steffen Seibert, auch viele Partner Deutschlands seien vom islamistischen Terror bedroht. Daher sollte man «den Kampf gegen die Mörder und ihre Hintermänner» in weltweiter Solidarität und Gemeinsamkeit führen. Auch die US-Regierung reagierte bestürzt. «Solche feigen Aktionen können niemals gerechtfertigt sein», sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Ned Price. Zugleich bot er Israel die «volle Unterstützung» der USA bei den Ermittlungen an.
Palästinenser im Gazastreifen hatten den Anschlag gefeiert und auf der Straße Süßigkeiten verteilt. Auch die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas begrüßte die Attacke und drohte mit neuen Anschlägen. Palästinenser würden weiter Angriffe gegen Israel begehen, bis sie das Ziel der Befreiung erreicht hätten, sagte das führende Hamas-Mitglied Muschir al-Masri in Gaza.
© Source: http://www.tagesschau.de/ausland/jerusalem-251.html
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