Sieben Nominierung, sieben Preise — was für ein Abend für die Macher des Musicals «La La Land» bei den Golden Globes. Bester Film wurde aber «Moonlight». Meryl Streep kritisierte in einer emotionalen Rede Bald-Präsident Trump — und der konterte.
«La La Land» erzählt die Geschichte zweier junge Leute — einer angehenden Schauspielerin und eines Jazzpianisten -, die es in Los Angeles zu etwas bringen wollen. «La La Land» ist ein alter Spitzname für die Filmmetropole und eine nostalgische Hommage ans große Hollywoodkino — ein fast altmodisches Musical, mit Gesang und Tanz, Herz und Schmerz und Farben wie im Bonbonladen. Damit traf der Film offenbar voll den Nerv der Journalisten im Verband der Auslandspresse in Hollywood — sieben Nominierungen — sieben Preise. Ein glatter Durchmarsch.
Der 31 Jahre alte Regisseur Damien Chazelle hatte die Idee dazu schon an der Uni – und hat Jahre um die Finanzierung des Projekts gekämpft. Er dankte den Produzenten, dass sie vor seiner verrückt klingenden Idee eines Musicals nicht zurückschreckten. Die Hauptdarsteller hätten beim Dreh buchstäblich seine Träume wahr werden lassen. «La La Land» holte Golden Globes als bester Film in der Sparte Komödie/Musical, für Emma Stone und Ryan Gosling in den Hauptrollen, für Drehbuch, Regie, Musik und besten Song. Damit hat der Film seine Favoritenrolle im Rennen um die Oscars Ende Februar weiter ausgebaut.
Dagegen konnte «Moonlight», die Geschichte eines jungen, schwulen Schwarzen in Miami, bei sechs Nominierungen nur einen Preis holen — dafür aber einen wichtigen: Für den besten Film in der Sparte «Drama». Auch aus den fünf Nominierungen für die tragische Familiengeschichte «Manchester by the Sea» wurde am Ende nur ein Preis für Hauptdarsteller Casey Affleck.
Nach der Debatte über «Oscars so White» im vorigen Jahr zeigten diese Golden Globes, wie vielfältig Hollywood sein kann. Die schwarze Viola Davis gewann für ihre Rolle in «Fences», Donald Glover holte gleich zwei Preise für seine Fernsehserie «Atlanta» und Tracee Ellis Ross, die Tochter von Diana Ross, wurde für ihre Rolle einer Ärztin in der Serie «Black-ish» ausgezeichnet. Ross widmete den Preis allen Frauen mit nicht-weißer Hautfarbe — deren Geschichten und Ideen nicht immer als wertvoll genug erachtet würden. «Black-ish» zeige die Magie, aber auch die Gleichwertigkeit von Geschichten außerhalb dessen, was die Branche normalerweise in Betracht ziehe.
Natürlich hatten sich viele im Vorfeld gefragt, ob die anwesende Hollywood-Prominenz auf den anstehenden Amtsantritt des künftigen US-Präsidenten Donald Trump reagieren würde. Und tatsächlich: Für ein paar Minuten in der gut dreistündigen Verleihung waren Filme und Preise plötzlich Nebensache. Als Meryl Streep für ihre Lebenswerk ausgezeichnet wurde, nutzte sie die Gelegenheit für einen flammenden Aufruf für Toleranz und Vielfalt. Sie zählte die Herkunftsländer der Nominierten und sozialen Schichten ihrer Familien auf — in Hollywood wimmle es nur so von Ausländern und Außenseitern. Wenn man sie vertriebe, gäbe es am Ende nur noch Football und Kampfsportkunst zu sehen — und das sei keine Kunst.
Die wohl beste Schauspielerin ihrer Generation erwähnte Trump nicht mit Namen, aber sie erinnerte, wie er bei einer Wahlkampfveranstaltung einen Menschen mit Behinderung nachgeäfft hatte. «Wenn die Mächtigen ihre Stellung ausnutzen, um andere fertig zu machen», verlieren alle, sagte sie.
Meryl Streep, one of the most over-rated actresses in Hollywood, doesn’t know me but attacked last night at the Golden Globes. She is a…..
Auch andere Preisträger nahmen auf die Politik Bezug — Hugh Laurie, bekannt als «Dr. House», der in «The Night Manager» einen kriminellen Milliardär spielt, warnte den Verband der Auslandspresse in Hollywood halb im Scherz, dass es die letzten Golden Globes sein könnten — schließlich trage der Verband die Wörter «Ausland», «Presse» und «Hollywood» im Namen — bekannt rote Tücher für Trump.
Zurück zu den Preisen: Die Tragikomödie «Toni Erdmann» ging leer aus. Statt dessen holte die französisch-deutsche Produktion «Elle» den Preis für den besten nicht-englischsprachigen Film. Und auch Hauptdarstellerin Isabelle Huppert gewann für ihr Porträt einer Frau, die beschließt, ihrem Vergewaltiger nachzustellen.
Und beim Fernsehen wurde «The Crown» als beste Serie im Bereich Drama ausgezeichnet. Die Netflix-Produktion handelt von den ersten Regierungsjahren der britischen Königin Elisabeth. Der Preis für die beste Comedy-Serie ging an «Atlanta» — die Geschichte zweier Cousins in der Rapszene der gleichnamigen Stadt.
Nach dieser Golden-Globe-Verleihung führt an «La La Land» in der laufenden Preis-Saison kaum ein Weg vorbei — allerdings half es dem Musical, dass die Auslandsjounalisten Preise in manchen Kategorien gleich doppelt vergeben — bei den Oscars dagegen gibt es nur den einen besten Film des Jahres — und da waren eher schwere Stoffe bislang oft im Vorteil.
© Source: http://www.tagesschau.de/kultur/golden-globe-113.html
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