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Tagesanbruch: Jahrestag des Gladbecker Geiseldramas

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Heute vor 30 Jahren begann das Gladbecker Geiseldrama. Am Ende waren drei Menschen tot, zahlreiche weitere verletzt – und die Glaubwürdigkeit von Polizei, Journalisten und Politik erschüttert. Daraus können wir etwas lernen.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:
Die Aufarbeitung des Brückenunfalls in Genua, neue Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und wieder mal irgendwas mit Trump: Diese Themen bestimmten gestern die Schlagzeilen. Ein Ereignis ging dabei fast unter, dabei verdient es unsere Beachtung. Bis zu 160.000 intersexuelle Menschen leben in Deutschland, sie fühlen sich weder ganz als Mann noch ganz als Frau .
In Geburtsurkunde, Reisepass und allen anderen offiziellen Dokumenten waren sie bisher aber nur eines von beidem – was viele von ihnen verunsicherte und ihnen signalisierte, dass sie als Person vom Staat nicht als das anerkannt werden, was sie sind.
Das geht so nicht, entschied das Bundesverfassungsgericht im November und verlangte vom Gesetzgeber, dass er zumindest im Geburtenregister ein drittes Geschlecht zulässt. Gestern ist die Bundesregierung ihrer Pflicht nachgekommen: Das Kabinett hat einen Gesetzentwurf für die dritte Geschlechtsoption “divers“ gebilligt.
Damit wird Deutschland zu einem Vorreiter in Europa. Zu einem modernen Land gehört eben auch ein modernes Personenstandsrecht.
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Vor einigen Jahren geriet ich auf einer Digitalkonferenz in Austin, Texas, zufällig in einen Workshop von Software-Programmierern aus Los Angeles. Ziemlich schräge Vögel, die über allerhand abenteuerliche Visionen sprachen. Sie wollten John F. Kennedy vor dem Kapitol in Washington eine Rede halten lassen, David Bowie auf eine neue Welttournee schicken und Elvis Presley ein Duett mit Lady Gaga singen lassen. Verrückte Ideen, geht doch gar nicht, dachte ich, wollte aufstehen und gehen. Aber dann klappten die Jungs ihre Laptops auf und zeigten mir zwei Videos: ein Rap-Star gibt ein Livekonzert – 16 Jahre nach seinem Tod. Tausende Japaner jubeln dem Auftritt einer Sängerin zu – die nur aus Licht besteht.
Irre, dachte ich, und begann, mich intensiver für diese Technik zu interessieren. Die hat nun gewaltige Fortschritte gemacht, wie die NDR-Amerikakorrespondentin Claudia Buckenmaier in einem Beitrag zeigt: Lebensechte Hologramme scharen im Internet Hunderttausende Fans um sich, bald werden sie auch in der Realität kaum noch von echten Menschen zu unterscheiden sein. Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie doch mal kurz in dieses Video hinein.
Ich sage es mal so: Wenn die Beatles bald wieder gemeinsam auftreten, werde ich die erste Eintrittskarte kaufen.
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Erinnern Sie sich noch an Bill Clinton und Monica Lewinsky? 20 Jahre ist es nun her, dass Clinton die Affäre mit seiner Praktikantin im Weißen Haus eingestehen musste, nachdem er sie monatelang geleugnet hatte. Die Lüge kostete ihn beinahe das Präsidentenamt.
Und heute? Da sitzt im Weißen Haus ein Präsident, der nicht einmal, sondern x-mal lügt wie gedruckt. Laut einer Erhebung der “Washington Post“ sagt Donald Trump durchschnittlich 7,6 Mal pro Tag nicht die Wahrheit – aber anders als Clinton schadet es ihm bisher nicht. Wie kann das sein? Mein Kollege Stefan Rook hat einen Erklärungsversuch formuliert, der mir einleuchtet.
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Ein weiterer Jahrestag steht an: Heute vor 30 Jahren begann das Gladbecker Geiseldrama, das Deutschland im August 1988 drei Tage lang in Atem hielt. Am Ende waren drei Menschen tot, zahlreiche weitere verletzt – und die Glaubwürdigkeit von Polizei, Journalisten und Politik erschüttert. Daraus können wir etwas lernen, wenn wir uns vor Augen führen, was damals geschehen ist:
Das Verbrechen: Am Morgen des 16.

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