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Leihgaben mit Hintergedanken: Berlin und die Panda-Realpolitik

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Wen China politisch enger an sich binden will, der bekommt Bären geliefert. Über die Bedeutung der Panda-Diplomatie.
Bei Bären verlieren die Berliner erfahrungsgemäß schnell den Verstand. Als Stichworte müssen an dieser Stelle genügen: Knut, die unsäglichen Buddy-Bären und das Drama um die letzte Stadtbärin Schnute.
Jetzt droht der nächste Hype. Endlich P-Day. Meng und Jiao Quing, das neue Panda-Pärchen, sind sicher in Berlin gelandet. Was ihre Namen angeht, fügen sie sich bereits hervorragend in ihre neue Heimat ein. Ins Deutsche übersetzt heißen sie Träumchen und Schätzchen, was der Liebe der Berliner zur Verkleinerungsform entgegenkommt. Am Flughafen in Schönefeld wurden die beiden Neu-Berliner standesgemäß vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller und dem chinesischen Botschafter Shi Mingde in Empfang genommen.
Die Öffentlichkeit wird einen ersten Blick auf die beiden werfen dürfen, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping am 5. Juli das neue Pandagehege im Berliner Zoo offiziell eingeweiht hat. Die Tatsache, dass sich Merkel und Xi dafür Zeit nehmen, zeigt schon, dass die Panda-Schenkung nicht nur die Attraktivität des Berliner Zoos steigern soll, sondern gleichzeitig eine politische Bedeutung hat, die man nicht unterschätzen sollte.
Die Seltenheit der Tiere, gepaart mit ihrer weltweiten Beliebtheit, machen sich die Chinesen nämlich außenpolitisch schon seit Jahrzehnten zunutze. Wen Peking näher an sich binden will, der bekommt Pandas geschenkt.
Der wohl berühmteste Fall der Panda-Diplomatie ereignete sich 1972, als Ling-Ling und Hsing-Hsing in den Nationalzoo in Washington einzogen. Der Deal, den Mao Zedong und Richard Nixon bei einer Reihe von Tischtennismatches vereinbart hatten, führte zur Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China nach einem Vierteljahrhundert Funkstille.

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