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Schlafforschung: Warum wir ohne Zeitumstellung besser schlafen

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Gut, dass die EU-Kommission nicht mehr an den Uhren drehen will. Das macht Menschen krank. Also nur noch Sommerzeit? Bloß nicht, das wäre schlimmer als die Umstellung.
Noch ist es kein Gesetz, aber wenn es nach EU-Präsident Jean-Claude Junker geht, soll die halbjährliche Zeitumstellung in den Ländern der Union künftig Geschichte sein. An diesem Freitag sagte er in einem Fernsehinterview: « Die Menschen wollen das, wir machen das. » Ein Gesetzesvorschlag solle jetzt beschlossen werden. Anschließend müssen aber EU-Parlament und EU-Staaten noch zustimmen. Seit 1996 stellen Menschen in der gesamten EU Ende März ihre Uhren auf die mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) um. Aber warum eigentlich? Was bringt die Sommerzeit? Für die Wissenschaft ist klar: Die Zeitumstellung und insbesondere die Sommerzeit war noch nie eine gute Idee. Lesen Sie hier noch einmal die Analyse der Schlafforscherin Barbara Knab zum Thema.
Praktisch begründet wird die Sommerzeit seit jeher damit, dass sie Energie spare, weil wir dann im Sommer abends erst später Licht brauchen. Die Idee ist nicht ganz neu: Bereits 1784 hatte Benjamin Franklin, einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten, sie « zum Kerzensparen » vorgeschlagen. Allerdings meinte er das eher als Witz, wie Jürgen Zulley in seinem Buch Schlafkunde berichtet. Zwar stimmt die Sache mit dem Licht, doch zum Ausgleich heizen wir morgens mehr, wenn wir eine Stunde früher aufstehen. Erst im vergangenen Jahr hat Michael Schunke aus Erfurt an Eigenheimen durchgerechnet, dass der Gesamtenergieverbrauch durch die Sommerzeit letztlich sogar steigt.
Noch eindeutiger wird es, wenn man in den Blick nimmt, wie Menschen als Lebewesen auf die Sommerzeit reagieren. Sie erleben nämlich mit der neuen Uhrzeit eine Art Jetlag von einer Stunde. Das ist ungefähr so, als wäre man über Nacht nach Antalya geflogen. Bei einem Jetlag ist man zur falschen Zeit müde und wach, schläft schlechter oder gar nicht und fühlt sich generell nicht wohl. Die innere Uhr kann sich allerdings an den Jetlag anpassen. Bei einem Jetlag von mehreren Stunden braucht sie pro Stunde einen Tag ( Praxis: Cajochen, 2005; pdf). Objektiv zeigt sich das daran, dass sich der Tiefpunkt der Körpertemperatur, der bei den meisten zwischen zwei und vier Uhr morgens liegt, um die jeweilige Stundenanzahl nach vorne oder hinten verschoben hat.

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