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"Die Bayern-Wahl war ein weiterer Schritt in Richtung Neuwahlen"

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Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin über die neue Rolle seiner Partei und die Folgen der Landtagswahl für die Bundespolitik. Ein Interview.
Die Grünen sind in Bayern mit 17,5 Prozent zweitstärkste Kraft geworden. Ist die Partei auf dem Weg zur Volkspartei?
Wir erleben gerade das Ende der Volksparteien – das ist ein Auslaufmodell. Die CSU hat in Bayern 600.000 Stimmen verloren, die SPD ist abgestürzt. Nach dem zweiten Weltkrieg war unser Parteiensystem lange dadurch charakterisiert, dass es zwei große Parteien gab, die milieu- und konfliktlinienübergreifend Wähler an sich binden konnten. Diese Zeiten sind vorbei. Ich glaube, dass wir am Ende des Tages in Deutschland drei oder vier mittelgroße Parteien haben werden. In Bayern haben wir den Grundstein dafür gelegt, dass wir eine dieser Parteien sein können. Das war ein toller Wahlkampf.
Die Grünen haben nicht nur der SPD, sondern auch der CSU Wähler streitig gemacht. Zahlt sich der Mitte-Kurs aus?
Die Grünen haben offensiv gegen ein Polizeigesetz gekämpft, gegen Hass, Ausgrenzung und Rassismus. Und sie haben einen radikal proökologischen Kurs gefahren. Das ist dann eine ziemlich linke Mitte.
Aber offenbar ist es Ihrer Partei gelungen, die Mitte der Gesellschaft anzusprechen.
Die Grünen sind der neue progressive Pol der Gesellschaft geworden. Das ist super. Die Freude ist aber gedämpft, weil die Situation in Bayern schwierig ist, und grüne Machtoptionen sich paradoxerweise verschlechtert haben.
Inwiefern?
Bei der Landtagswahl 2013 hatten CSU, Freie Wähler und FDP eine Mehrheit von zwei Dritteln. 2018 ist die Mehrheit rechts der Mitte unter Einschluss der AfD auf 70 Prozent gestiegen.

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