Домой Deutschland Deutschland — in German Javier Marías ist gestorben — ein Satz machte ihn unvergessen

Javier Marías ist gestorben — ein Satz machte ihn unvergessen

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Einer der bedeutendsten und erfolgreichsten spanischen Schriftsteller der Gegenwart, Javier Marías, ist im Alter von siebzig Jahren gestorben.
Einer der bedeutendsten und erfolgreichsten spanischen Schriftsteller der Gegenwart, Javier Marías, ist im Alter von siebzig Jahren gestorben.Javier Marías, hier in einer Aufnahme aus dem Jahr 2015, ist im Alter von siebzig Jahren gestorben.
Viele Leser erinnern sich vermutlich an den legendären ersten Satz des Romans «Mein Herz so weiss», mit dem – wenn man will – das Erfolgsmärchen des 1951 geborenen Autors begann: «Ich wollte es nicht wissen, aber ich habe erfahren, dass eines der Mädchen, als es kein Mädchen mehr war, kurz nach der Rückkehr von der Hochzeitsreise das Badezimmer betrat, sich vor den Spiegel stellte, die Bluse aufknöpfte, den Büstenhalter auszog und mit der Mündung der Pistole ihres eigenen Vaters, der sich mit einem Teil der Familie und drei Gästen im Esszimmer befand, ihr Herz suchte.» Das Buch erschien 1992 in Spanien, wurde von der Kritik hochgelobt und von den Lesern verschlungen.Lob von Marcel Reich-Ranicki
Der Durchbruch zum internationalen Erfolg, zum Bestseller, erfolgte jedoch erst vier Jahre später, als der Roman in Deutschland publiziert und von den Teilnehmern der Fernsehsendung «Literarisches Quartett» unisono als Meisterwerk vorgestellt wurde. Danach wurden in wenigen Monaten etwa 300 000 Exemplare verkauft, eine Sensation für ein literarisch anspruchsvolles Werk. Marcel Reich-Ranicki versicherte dem Autor in einem Gespräch ein Jahr später, dass er noch nie einen solchen Erfolg erzielt hatte. Seitdem war Marías ein Fixstern am Literatenhimmel.
Jedes weitere Buch, «Morgen in der Schlacht denk ich an Dich», «Schwarzer Rücken der Zeit», «Dein Gesicht morgen» (Trilogie), die unter dem Titel «Keine Liebe mehr» neu zusammengestellte und erweiterte Erzählsammlung (Oktober 2016) sowie die letzten Romane «Die sterblich Verliebten», «So fängt das Schlimme an», «Berta Isla» und jüngst «Tomás Nevinson» haben seine Ruhm kontinuierlich gefestigt.Schriftstellerkollegen zollen Beifall
Für Claudio Magris war Marías einer der «grössten lebenden Autoren», Coetzee hielt ihn für einen der «besten europäischen Schriftsteller», Orhan Pamuk wünschte ihm den Nobelpreis. Vielleicht aber sollte angemerkt werden, dass Javier Marias es immer abgelehnt hat, einen der nationalen spanischen Preise, die man ihm verleihen wollte, anzunehmen.
Sein Verhältnis zum spanischen Staat war nämlich, vorsichtig formuliert, problematisch. In einem Interview mit der NZZ sagte er: «Ich fühle mich nicht besonders wohl in diesem Land. Wir leben im Spanien der Verdummung.»
Was ist das Besondere oder Unverwechselbare an diesem Werk, das inzwischen vierzehn Romane umfasst – oder sechzehn, wenn man die Bände der Trilogie einzeln zählt? Dazu kommen noch Erzählbände, Zusammenstellungen seiner Essays über Literatur, Kino oder Sprache, Fussballgeschichten und fünfzehn Sammlungen der wöchentlichen Zeitungskolumnen, in denen Marías sich als sorgfältiger Beobachter seiner Zeit erwies.

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